Bildquelle: Amati Bacciardi
Absolut zurechnungsfähig, mit voller Absicht, bringt Orest seine Mutter Klytämnestra um - wie Opernfreunde aus "Elektra" von Richard Strauss wissen. Eine rund 80 Jahre ältere Oper, "Semiramide" von Gioachino Rossini, führt uns hingegen vor Augen, wie jemand seine Mutter versehentlich tötet und so ganz unfreiwillig ebenfalls einen Vatermord rächt. Der babylonische Stoff wurde nicht weniger als 60 Mal vertont, kein Geringerer als Voltaire lieferte die Vorlage zu Rossinis zweiaktigem "Melodramma tragico". Irgendwo zwischen Gluck und Meyerbeer bewegt sich der "Schwan von Pesaro" stilistisch, bei dieser 1823 am Teatro La Fenice zu Venedig aus der Taufe gehobenen Partitur. Die Bayerische Staatsoper, an der "Semiramide" szenisch zuletzt 1832 aufgeführt wurde (1990 nur konzertant), präsentiert als dritte Neuproduktion der laufenden Saison eine Neuinszenierung des Regisseurs David Alden. In der Ära Sir Peter Jonas war er maßgeblich an der Münchner Barockopern-Renaissance beteiligt. Für Star-Glamour sorgt die amerikanische Mezzosopranistin Joyce DiDonato in der Titelrolle der babylonischen Königin, mit der früher Joan Sutherland und Montserrat Caballé brilliert haben.