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Der junge rumänische Dirigent Cristian Măcelaru kann bereits zahlreiche Debüts bei namhaften Orchestern vorweisen. Er begann seine Laufbahn als Geiger, wurde von der Solti-Foundation gefördert und machte in Amerika Karriere. Beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks stellt sich Măcelaru mit einem Programm abseits des Mainstreams vor, das um Tanz-Idiome in unterschiedlichen nationalen Facetten kreist. Zum Auftakt dirigiert Măcelaru die multikulturelle "Tanz-Suite", die Béla Bartók 1923 zur 50-Jahrfeier der vereinigten ungarischen Hauptstadt Budapest schrieb. Zum Tanzen eignet sich die stilisierte Folklore Bartóks allerdings nur bedingt. Von Bartók ist der Schritt nicht weit zur artifiziellen Ästhetik Igor Strawinskys, der mit dem Divertimento aus seinem Ballett "Der Kuss der Fee" von 1928 vertreten ist. Die märchenhafte Vorlage von der Eisjungfrau nutzte Strawinsky zu einer Tschaikowsky-Hommage der raffinierten Art zwischen Anverwandlung und Verfremdung. Höhe- und Schlusspunkt sind dann die beiden Suiten aus dem 1919 uraufgeführten Erfolgs-Ballett "Der Dreispitz" von Manuel de Falla, das sich um die gewitzte Düpierung eines eitlen Dorfrichters dreht. Bis heute üben die in der Partitur kunstvoll verarbeiteten Stilelemete des Flamenco und die andalusischen Volkstänze wie der Fandango einen unwiderstehlichen Reiz aus. Und zumindest die brillanten Ecksätze in Wolfgang Amadeus Mozarts Konzert für zwei Klaviere passen ins tänzerische Konzept des Abends. Was Mozart 1779 für sich und seine Schwester Nannerl komponierte, bietet den Schwestern Katia und Marielle Labèque Gelegenheit zum virtuosen und tiefgründigen Dialog.