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Das Thema der Woche, das jeden Tag in der Mittagsmusik mit einem ausgewählten Stück beleuchtet wird, ist dieses Mal einer Spielart deutscher Fernsehmusik der späteren Nachkriegszeit gewidmet: "Straßenfeger aus dem Kriminalmuseum - Musik zu deutschen Fernsehkrimis von einst". Unter diesem Motto präsentieren wir Ihnen legendäre Erkennungsmelodien von Kriminalfilmen aus den 1960er Jahren plus/minus fünf Jahre. "Straßenfeger" nannte man jene Serien oder Mehrteiler, weil zu ihrer jeweiligen Sendezeit die Straßen und Plätze überall in der Bundesrepublik wie menschenleer waren. Jeder saß vorm Fernseher, wollte sich keine Minute entgehen lassen. Man bedenke: Die Möglichkeit des Nachhörens und Nachsehens wie heute über die Mediatheken des Internets gab es damals noch nicht. Man musste also zur richtigen Zeit dabei sein: Dementsprechend wurden in jenen Jahren von diesen Krimis Einschaltquoten erzielt wie heute nur noch von WM-Endspielen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft.
Am Montag haben wir für Sie als ersten Klassiker unter diesen Fernsehkrimi-Musiken den tönenden "Main Title" zur Serie "Stahlnetz". Zwischen 1958 und 1968 wurde sie vom Norddeutschen Rundfunk in 2 Staffeln mit insgesamt 28 Episoden ausgestrahlt. Die Storys beruhten auf wahren Begebenheiten, gespielt von Darstellern, die von Episode zu Episode wechselten. Zwischen 1999 und 2003 erfuhr die Serie eine Neuauflage, allerdings bei weitem nicht so erfolgreich wie die Episoden aus der Nachkriegszeit. Das alte wie das neue "Stahlnetz" hatten das gleiche tönende Logo. Es war die notorische Bläserfanfare "Taah-Ta-Tamm-Tamm" - Aufmerksamkeit gebietend, alarmierend und bedrohlich zugleich. Das Fanfarenmotiv stammte vom "Ben-Hur"-Filmmusik-Komponisten Miklós Rósza und war ursprünglich für den Hollywood-Film "The Killers" gedacht. Der US-Komponist Walter Schumann (1913-1958) verarbeitete es dann zur Musik für die amerikanische Krimiserie "Dragnet". Nach dieser Vorlage schrieb das Arrangement für das alte deutsche "Stahlnetz" der österreichische Komponist, Arrangeur, Dirigent und Big-Band-Leader Erwin Halletz (1923-2008). In seiner Adaption gewinnt die Musik im dialogischen Wechselspiel zwischen den Bläsern zunehmend an Dramatik und musikalischem Aktionstempo und mündet schließlich in eine fetzige Big-Band-Nummer von überwältigender, mitreißender, kaum noch zu überbietender Wirkung.