BR-KLASSIK

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Dienstag, 11.04.2017

12:05 bis 14:00 Uhr

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Szene der deutschen Krimiserie "Der Kommissar". Von links: Reinhard Glemnitz, Erik Ode, Fritz Wepper und Günther Schramm | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Aus dem Studio Franken: Mittagsmusik

Mit Susanne Alt

Bis Mitte 2022 gab es die Sendung "Mittagsmusik" auf BR-KLASSIK. Hier könnnen Sie weiterhin in den Archiven der Sendung schmökern.

Unser Thema der Woche in der Mittagsmusik auf BR-Klassik lautet dieser Tage "Straßenfeger aus dem Kriminalmuseum - Musik zu deutschen Fernsehkrimis von einst". Jeden Tag präsentieren wir Ihnen die Titelmusik von Kriminalfilmen aus den Abendprogrammen des deutschen Fernsehens in den 1960er Jahren, plus/minus fünf Jahre. "Straßenfeger" oder "Gassenfeger" wurden diese Serien oder Mehrteiler genannt, denn zu ihren jeweiligen Ausstrahlungsterminen waren auf den Straßen und Plätzen in den Städten und Ortschaften der Bundesrepublik kaum noch Autos und Menschen zu sehen. Heute vermag das Fernsehen solche Wirkungen nur noch bei WM-Endspielen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft zu erzielen.

"Der Kommissar"

Nach dem "Stahlnetz" vom Montag geht es am Dienstag um eine Serie, die sich seinerzeit unmittelbar anschloss: Ende 1968 lief das vom NDR gesendete "Stahlnetz" aus, Anfang 1969 startete das ZDF seine neue Serie "Der Kommissar". Bis Anfang 1976 lief sie in 97 Folgen, bis zuletzt – als Stilmittel – alle in Schwarzweiß.

Kein Superlativ reicht zur Beschreibung der Bedeutung und Wirkung dieser Krimiserie aus: Sie ist legendär, sie hat Kultstatus, sie ist ein Klassiker der Fernsehgeschichte. Die frei erfundenen Kriminalfälle lieferte Herbert Reinecker, der neben vielem anderen auch die Bücher für "Derrick" (1974-1998) schrieb. In Szene gesetzt wurden sie von renommierten Regisseuren wie Helmut Käutner, Wolfgang Staudte oder Zbyněk Brynych. Das Team der Ermittler war ein ganzes Quartett: Erik Ode als Kommissar Herbert Keller und seine drei Assistenten Günther Schramm als Inspektor Walter Grabert, Reinhard Glemnitz als Inspektor Robert Heines und Fritz Wepper als Kriminalhauptmeister Harry Klein. Da dieser 1974 zu Hauptkommissar Derrick wechselte, übernahm für die letzten rund zwanzig Folgen Fritz Weppers Bruder Elmar als Krimimalhauptmeister Erwin Klein seine Rolle.

Die Liste der Gast-Stars, die über die Jahre in den einzelnen Episoden auftraten, mutet an wie eine Liste der größten und berühmtesten deutschen Schauspieler. Ruth Leuwerik, Maria Schell und Lilli Palmer finden sich darunter, die junge Hannelore Elsner, die Altmeister Curd Jürgens, Dieter Borsche, Martin Held und Josef Meinrad, der junge Vadim Glowna und Michael Ande sowie viele mehr. Alle Folgen spielen in München und Umgebung, führen in alle Gesellschaftsschichten und greifen dabei thematisch die zentralen Themen um 1970 auf: Generationenkonflikt, Hippie-Kultur, Drogenproblematik, soziale Misere.

Wie mit einem Blitzschlag

Die Titelmusik zum "Kommissar" – ein zeitloser Klassiker wie die zum "Tatort" – stammt von Herbert Jarczyk, dem jüngeren Bruder des Schlagerkomponisten Michael Jary. 1913 wurde er geboren und studierte dann an der Berliner Musikhochschule, wo der spätere Dirigenten-Maestro Sergiu Celibidache zu seinen Kommilitonen gehörte. Ab 1949 arbeitete Jarczyk als Komponist, Arrangeur und Orchesterleiter viel für den Bayerischen Rundfunk in München, aber auch für das Studio Franken, das sich damals noch Studio Nürnberg nannte.

Den triumphalen Erfolg des "Kommissars" und seiner Musik hat Herbert Jarczyk nicht mehr erlebt – er starb Ende Oktober 1968 in München, wenige Wochen, bevor die Serie mit der Folge "Toter Mann im Regen" am 3. Januar 1969 startete. Wie fast immer in den späteren Folgen setzt auch in der ersten Sendung die Musik mit der Entdeckung einer Leiche ein: Wie mit einem Blitzschlag beginnt sie und spinnt dann das zentrale Motiv temporeich und eindringlich fort. Ungewöhnlich für den Big-Band-Sound: die heranrollenden Pauken-Attacken, die so klingen, als hätte sie Karl Amadeus Hartmann geschrieben, der Meister virtuoser, schier unspielbarer Pauken-Parts.

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