Auftrittsverbot, Deportation und Ermordung - das drohte vielen Künstlern in der NS-Zeit. Einige Komponisten flohen nach Hollywood, wo sie sich eine neue Existenz erkämpften. Ihnen verdanken wir legendäre Soundtracks zu Filme wie "Robin Hood" oder "Ben Hur". BR-KLASSIK stellt in dieser Woche Filmmusik vor von Erich Wolfgang Korngold, Hanns Eisler, Miklos Rozsa, Franz Waxman, Werner Richard Heymann und Walter Jurman.
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"Morgen muss ich fort von hier", hieß die letzte Platte der Comedian Harmonists. Eben noch gefeiert, hatten sie nun Auftrittsverbot. Mit Ihrer Machtergreifung veränderten die Nazis nicht nur das politische und gesellschaftliche Leben Deutschlands und später auch Österreichs, sie beendeten auf brutale Weise eine kulturelle Blütezeit.
Kulturschaffende aus allen Bereichen wurden kalt gestellt, erhielten Auftrittsverbot, wurden ins KZ deportiert oder gleich ermordet. Viele sind umgekommen mitten im Schaffensprozess, ihre Werke sind bis heute verschollen. Nicht jeder hat die Möglichkeit zur Flucht genutzt. Einige haben sich in die innere Emigration zurückgezogen, haben im Verborgenen gemalt, geschrieben und komponiert, hoffend nicht entdeckt zu werden.
Wer es geschafft hatte dem Regime zu entkommen, musste sich eine neue Existenz aufbauen. Doch wo? Ein ersehntes Ziel war sicher Hollywood: Die aufblühende Filmwirtschaft verhieß Sicherheit und Arbeit. Wissenschaftler, Schriftsteller und Dichter, Regisseure und Schauspieler, aber auch Musiker und Komponisten strandeten zuhauf an den südkalifornischen Gestaden, darunter Bertolt Brecht, Lion Feuchtwanger, Franz Werfel, Max Reinhardt, Billy Wilder, Arnold Schönberg und viele andere. Doch es war kein leichter Neubeginn. Manche schafften es nie, denn Hollywood wurde von Emigranten überschwemmt und Arbeit gab es nicht genug. Zudem fanden einige überhaupt keinen Bezug zur neuen Heimat im Exil und zum Medium Film, wie Max Reinhardt, Bertolt Brecht oder der Komponist Arnold Schönberg.
Vom 11. bis 15. Juli sendet BR-KLASSIK jeden Tag zwischen 12.05 Uhr und 14 Uhr Filmmusik von Komponisten, die ihre Heimat wegen Verfolgung verlassen mussten und sich in Hollywodd eine neue Existenz aufbauten - wie Wolfgang Korngold, Hanns Eisler, Franz Waxman, Walter Jurmann, Werner Richard Heymann und Miklós Rózsa.
Werner Richard Heymann | Bildquelle: dpa-Bildfunk Und dann waren da die anderen, die sich assimilieren konnten, die ganz und gar aufgegangen sind in ihrer Arbeit für den Film. Deutsche und österreichisch-ungarische Komponisten waren es, die letztlich der amerikanischen Filmmusik ihren Stempel aufgedrückt haben und ihre Entwicklung bis heute beeinflusst haben. Im Thema der Woche erzählt die Mittagsmusik von den so ganz verschiedenen Lebenswegen dieser Musiker:
Erich Wolfgang Korngold, der vom Wiener Wunderkind zum Hollywood-Meister wurde und dort nie ganz glücklich war.
"Für mich ist es hier eine Hölle der Dummheit, der Korruption und der Langeweile", schrieb Hanns Eisler aus Hollywood, seine großbesetzten Filmmusikpartituren haben ihm 2 Oskar-Nominierungen eingebracht.
Der gebürtige Oberschlesier Franz Waxman hat in seinen Scores Richard Wagners Leitmotivtechnik mit dem Jazz verknüpft.
Walter Jurmann hatte Deutschland mit unsterblichen Schlagern versorgt, "Veronika der Lenz ist da" haben die Comedian Harmonists berühmt gemacht. In den USA komponierte er Hits für die Stars des MGM Studios: Judy Garland, Allan Jones, die Marx Brothers oder Jeanette MacDonald, die das unsterbliche "San Francisco" schmettern durfte.
Erst im zweiten Anlauf konnte Werner Richard Heymann in Hollywood reussieren. Er wurde vor allem gern von Ernst Lubitsch engagiert, seinen Stern am Walk of Fame brachte ihm die Musik zu Filmen wie Ninotschka mit Zarah Leander ein.
Und was wäre wohl aus den Monumentalfilm-Klassikern Ben Hur und El Cid ohne Miklós Rózsa geworden …
Große amerikanische Filmmusik von geflohenen Komponisten – das ist unser Thema der Woche