Sie sind kreative Größen der Münchner Jazzszene. Und allesamt auch Komponisten und Bandleader mit einer erklecklichen Zahl von CD-Veröffentlichungen unter eigenem Name: Geoff Goodman, Matthieu Bordenave und Bastian Jütte. In ihrem neu gegründeten Criss Cross Trio reflektieren sie die Atmosphäre zeitlos gültiger Poesie in vielfarbig klingendem, musikalischem Vokabular.
Bildquelle: BR/Felix Hentschel
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"Tritt nicht in die Fußstapfen der alten Meister, aber suche, was sie suchten." Das ist eine Weisheit des japanischen Dichters Matsuo Basho aus dem 16. Jahrhundert und sie scheint wie gemacht auch für Jazzmusiker. Von Bashos Haikus, jenen 17-silbigen Gedichten, die oft den inneren Zusammenhalt der Welt in pointiert betrachtenden Sätzen formulieren, wurde der Gitarrist Geoff Goodman schon vor zehn Jahren zu einem kompletten Programm inspiriert. In den Lockdown-Monaten hat der gebürtige New Yorker, der seit Mitte der 80er-Jahre in München zuhause ist, neue Stücke komponiert, in denen er auch das Werk einiger anderer Lieblingsautoren musikalisch ausleuchtet. Das sind neben Basho der Haiku-Meister Kobayashi Issa, der Perser Hafis, dessen Hauptwerk Divan aus dem 14. Jahrhundert schon die deutschen Romantiker – Goethe und Friedrich Rückert – etwa, beflügelt hat, und der Afroamerikaner Langston Hughes. Ohne Worte, aber sehr beredt bringt Geoff Goodman im Zusammenspiel mit dem Tenorsaxophonisten Matthieu Bordenave und dem Schlagzeuger Bastian Jütte die Aussagen und den Rhythmus ihrer Dichtkunst in einem facettenreichen Klangfluss zum Schwingen.
Goodman, Bordenave und Jütte haben schon in einigen Konstellationen zusammengearbeitet. Jeder von ihnen leitet auch eigene Bands und komponiert. Saxophonist Matthieu Bordenave, 1983 im kleinen Ort Tarbes in den Pyrenäen geboren und nach seinem Musikstudium am Conservatoire National in Paris 2008 nach München gewechselt an die Hochschule für Musik und Theater, hat im letzten Jahr mit dem Album "La traversée" sein hochgelobtes Debüt beim Label ECM gegeben und davor schon bei Enja mit seinem Quartett Grand Angle gepunktet und mit dem Trio "Le Café Bleu". Ein Tonpoet mit großartiger spielerischer Intuition ausgestattet ist er. Schlagzeuger Bastian Jütte hat in den letzten 20 Jahren als gefragter Sideman auf mehr als 70 Alben mitgespielt, aber auch vier Alben mit eigenen Stücken herausgebracht, die oft eine rockige Vibe habe. "Point of no return" heißt sein aktuelles, ebenfalls im vergangenen Jahr erschienenes Album. Und Geoff Goodman? Er ist ganz musikalischer Weltbürger, klassikinteressierter Musikethnologe und stilistischer Tausendsassa, der seinen Personalstil – auch an Banjo, Mandoline und Mandocello übrigens – gerne und gut in unterschiedliche Kontexte stellt. Die können weltmusikalisch sein, an Stilformen neuer Musik orientiert, aber auch tief verbunden mit dem Blues und radikal-traditionell im Geiste von Thelonious Monk oder Ornette Coleman. Etwa 20 Alben hat er als Bandleader schon herausgebracht. Stilistisch weit gefächert, aber immer mit eigener Handschrift.
Im faszinierenden Live-Zusammenspiel erlebt man diese drei ausgeprägten musikalischen Persönlichkeiten in der "Bühne frei im Studio 2" Audio-/Videosession. Am 23. Juni 2021 war das Trio zu Gast im Funkhaus des BR in München und hat in einer "First Take Session" die Kompositionen von Geoff Goodman eingespielt. Ein spannendes Musikerlebnis im Videoformat. Und wer nur hören möchte: das geht am Freitag, 2. Juli, ab 23.05 Uhr in der Jazztime bei uns auf BR-KLASSIK und danach sieben Tage zum Nachhören auf br-klassik.de im Themenbereich Jazz.
Jazztime am Freitag, 2. Juli 2021, 23:05 Uhr
Mit dem Criss Cross Trio. Mit Geoff Goodman (Gitarre), Matthieu Bordenave (Saxophon) und Bastian Jütte (Schlagzeug)
Moderation und Auswahl: Beate Sampson