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Grammy Awards 2017 Und überall war Jazz

Am 12. Februar wurden in Los Angeles die 59. Grammy Awards verliehen: Die höchste Auszeichnung in der Musikbranche. Eine Feierstunde für das Popmusik-Business. Aber auch der Jazz war so präsent wie lange nicht - und das in ganz unterschiedlichen Kategorien.

Die "Blackstar"-Band von David Bowie: Die Jazzmusiker Keyboarder Jason Lindner, Schlagzeuger Mark Giuliana, Saxophonist Donny McCaslin und Bassist Tim Lefebvre | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Neun Minuten für den Jazz. Mehr gab es nicht. Zumindest auf den ersten Blick. Rocksänger Brendon Urie, mit seiner Band "Panic! at the Disco" für das beste Rockalbum selbst nominiert, durfte die Grammy-Gewinner in den fünf Jazz-Kategorien verkünden. Und man spürte fast in jedem Satz die Vorgabe: "Wir haben doch keine Zeit!"

Neben Snarky Puppy räumt John Scofield ab - und bleibt fern

Also flott das beste zeitgenössische Instrumentalalbum küren. Das gehört eigentlich nicht zu den mit "Jazz" überschriebenen Kategorien, aber nominiert waren nur Jazzer. Der Grammy ging an das Bandkollektiv "Snarky Puppy" des texanischen Bassisten Michael League.

Jazz-Gitarrist und Komponist John Scofield | Bildquelle: © Nick Suttle Bildquelle: © Nick Suttle Dann gab es einen klaren Abräumer, auch wenn er nicht auf der Bühne in Los Angeles im Staples Center erschien: John Scofield. Für sein Album "Country for old men" erhielt der Gitarrenstar den Grammy in der Kategorie "Bestes Jazzalbum". Und sein Solo über den Hank-Williams-Klassiker "I'm so lonesome I could cry", zu hören auf diesem Album mit Countrysongs in jazzigen Versionen, bekam ebenfalls die Trophäe. Scofield hatte aber andere Verpflichtungen und ist vielleicht auch nicht besonders an dieser Auszeichnung interessiert, auf seiner sonst sehr lebhaften Facebook-Seite findet sich (Stand Montag 13. Februar) keine Notiz dazu.

Gregory Porter gedenkt des verstorbenen Al Jarreaus

Ein anderer Jazzstar aber war da. Und kam auch auf die Bühne: Sänger Gregory Porter. Er erhielt den Grammy für das beste Gesangsalbum im Jazzbereich. Und wie es sich für einen ordentlichen Bandleader gehört, bedankte er sich zuerst namentlich bei all seinen Mitspielern auf dem Album "Take me to the Alley". "Ich bin dankbar für die Hochs und Tiefs des Lebens und für die Möglichkeit sie in Melodien umzuwandeln", sagte Gregory Porter in seiner Dankesrede. Sein letzter Satz: "We love you Al Jarreau", als Gruß an die wenige Stunden vor der Verleihung verstorbene Jazzlegende.

Jüngster Preisträger: Jacob Collier

Zweifacher Grammy-Gewinner: Jacob Collier | Bildquelle: picture-alliance/dpa Bildquelle: picture-alliance/dpa Vier Minuten später waren die weiteren Ehrungen für das beste Album eines Großensembles (Ted Nash Big Band) und das beste Latin-Jazzalbum (Chucho Valdés) vergeben. Das wars dann mit Jazz? Stimmt nicht! Jazzmusiker durften oft bei dieser Verleihung auf der Bühne stehen. Die "National Academy of Recording Arts and Sciences, Inc." zeichnete zum Beispiel auch den 22-jährigen Multiinstrumentalisten und Quincy-Jones-Schützling Jacob Collier mit zwei Grammys aus: für das beste "Gesangs- oder Instrumentalarrangement" und für das beste "Gesangs- und Instrumentalarrangement". Auch diese Kategorien gibt es. Collier bedankte sich mit vielen rasend schnellen Sätzen in wunderbar-britischem Akzent.

Posthume Ehrung für David Bowie

David Bowies Begleitband bei dessen letztem Album "Blackstar", bestehend aus den Jazzmusikern Saxophonist Donny McCaslin, Keyboarder Jason Lindner, Bassist Tim Lefebvre und Schlagzeuger Mark Giuliana, nahmen die Auszeichnung stellvertretend für den 2016 verstorbenen Sänger entgegen. Insgesamt bekam "Blackstar" fünf Grammys, immerhin genauso viele wie Popsängerin Adele, die als die große Gewinnerin aus der Grammy-Verleihung hervorging. Ein bewegender Moment, als der fast zwei Meter große McCaslin sich zum Mikrophon herunterbeugte und mit leicht gebrochener Stimme und feuchten Augen dem im letzten Jahr verstorbenen Bowie dankte: "Ich bin durch ihn ein besserer Künstler und besserer Mensch geworden."

Und es gab nochmal Jazz: Der Grammy für den besten zusammengestellten Soundtrack ging an den Film "Miles Ahead". In dem, an der Biographie des Trompeters Miles Davis, angelehnten Film hört man Originalmusik von Miles Davis und Musik komponiert von Pianist Robert Glasper. Darüberhinaus wurde Country-Sänger Willie Nelson noch für sein Album mit Gershwin-Songs in der Kategorie bestes traditionelles Pop-Album ausgezeichnet.

Hier finden Sie alle Gewinner der 59. Grammy Awards 2017.

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