Im letzten Herbst gab es Meldungen, Till Brönner wolle in Berlin ein Jazz-Zentrum ins Leben rufen. Im Frühjahr wurde eine konkretere Planung für das "House of Jazz" verkündet. Jetzt steht es schon wieder vor dem Aus, zumindest in seiner vorgeschlagenen Form und vielleicht auch in Berlin.
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Er steht im Rampenlicht, er kennt viele wichtige Leute, und er ist ein hervorragender Musiker. Das kann man so unterschreiben, ob man Till Brönners Musik nun mag oder nicht. Zunächst erscheint es mal als eine tolle Sache, was er da in Berlin plant: ein Haus für den Jazz - in zentraler, touristisch attraktiver Lage, etwa zwischen Alexanderplatz und Spree gelegen. Das Lincoln Center in New York wurde verschiedentlich als Beispiel für dieses Projekt genannt. Viel Geld soll das Berliner Projekt kosten, aber einiges ist da: Der Bund hat 12,5 Millionen Euro dafür zurückgestellt - einen Betrag, mit dem man ungefähr 5.000 Konzerte in einer Triobesetzung in einem Club veranstalten könnte, inklusive Hotel- und Reisekosten.
Der Berliner Kultursenator Klaus Lederer | Bildquelle: picture-alliance/dpa / Jörg Carstensen
Diese 12,5 Millionen Euro sind aber erst die Hälfte der Gesamtkosten, die anderen 50 Prozent hätte das Land Berlin tragen sollen. Will es aber nicht; zumindest Kultursenator Klaus Lederer ("Die Linke") möchte das nicht. Er will sich nicht vom Bund vorschreiben lassen, wofür er "sein" Geld auszugeben habe. Er möchte lieber ein "Haus für die Basiskultur", sagte er der Deutschen Presseagentur. Till Brönner antwortete auf diese Absage in einem Interview mit der Berliner Zeitung "Tagesspiegel", dass das Projekt für ihn noch nicht vom Tisch sei. Das ist aber nun schon einige Zeit her. Direkt miteinander gesprochen haben Lederer und Brönner immer noch nicht. Vielleicht ein Fehler, sind sie doch beide an einer Kultureinrichtung in Berlin interessiert.
Aber im Moment bleibt es bei der Absage der Hauptstadt. SPD-Haushaltsexperte Johannes Kahrs brachte eine deutschlandweite Ausschreibung fürs "House of Jazz" ins Spiel, und schon kommen Angebote aus Weimar, Hamburg oder Hannover. Seither aber ist es still geworden um die Pläne für das Haus. Wie soll es nun weitergehen mit der großen Heimat für den Jazz in Deutschland?
Das Geld, die Institutionen und die einzelnen Personen und Städte - das ist keine einfache Konstellation in Sachen "House of Jazz", das jetzt zum gesamtdeutschen Streitfall zu werden droht. Die Beteiligten sollten nun das tun, was eine gute Band normalerweise macht: aufeinander hören und für ein gutes Ergebnis zusammenwirken. Denn die schlechteste Lösung wäre sicher, wenn nur aufgrund von geschmäcklerischem Denken und Vorbehalten der Person Brönner gegenüber das Projekt zum Scheitern gebracht würde; genau solche Vorbehalte schimmern nämlich in vielen Äußerungen zu dieser Angelegenheit durch. Der Jazz - eine Musik, die gerade in den letzten Jahren stärker am Puls des gesellschaftlichen Geschehens ist als die meisten anderen Musikstile - hätte gemeinsames Streben in dieser Sache nicht nur verdient, er würde auch etwas zurückgeben.