Der Jazzclub "Le Pirate" in Rosenheim ist ein Dreh- und Angelpunkt für die bayerische Jazzszene. Lange sah die Zukunft dieser Kultspielstätte nicht sehr rosig aus, seit dem 1. Februar hat der Club aber wieder geöffnet und Konzerte finden statt.
Bildquelle: Samuel Langer
Sechs Monate Leidenszeit sind vorbei, die oberbayerische Jazzszene atmet auf. Lange stand der Rosenheimer Jazzclub "Le Pirate" vor dem Aus. Im Frühjahr letzten Jahres gab Wirtin und Programmmacherin Petra Rose ihren Rückzug bekannt, nach 45 Jahren am Steuer des Jazz-Piraten. Erst schien eine schnelle Lösung gefunden: Ein neuer Pächter wollte alles im Geiste Petra Roses weiterführen. Aber gerade als der Betrieb im frisch renovierten Club wieder angelaufen war, kam der nächste Rückschlag: Der Pächter musste sich aus gesundheitlichen Gründen zurückziehen.
Im Herbst und Winter 2018 wurden viele Gespräche geführt, es gab Treffen und Sitzungen zur Rettung der Jazz-Spielstätte. Mitte Dezember wurde dann der "Kulturförderverein Le Pirate Rosenheim e.V." gegründet: "Ein Mix aus Musikern und Kulturbegeisterten der Region", erklärt der erste Vorstand Thomas Frank. Auch Florian Trübsbach, Professor für Jazz-Saxophon an der Musikhochschule in München, und Michael Keul, renommierter Schlagzeuger und ebenfalls Dozent in München, sind Mitglieder dieses Vereins und wollen sich für ihr "musikalisches Wohnzimmer" engagieren. Programmgestalter und Pächter ist zurzeit der Rosenheimer Lehrer Wolfgang Lentner.
Le Pirate in Rosenheim | Bildquelle: Marinus Weidinger
Sechs bis acht Konzerte im Monat - jeden Mittwoch und Sonntag - sollen organisiert werden. Bisher hat das "Le Pirate" ausschließlich an diesen beiden Tagen geöffnet. "Für Geburtstage oder sonstige private Feiern sind wir aber auf Anfrage bereit aufzusperren", sagt Frank. Noch in der Schwebe ist der Barbetrieb. Derzeit stehen Angehörige des Vereinsvorstands ehrenamtlich hinter der Theke. Aber langfristig soll entweder ein Wirt als neuer Pächter oder ein Chefbarkeeper als Untermieter gefunden werden.
Der Kulturverein ist derzeit noch auf der Suche nach öffentlichen Fördermitteln. Man sei aber auf einem guten Weg, heißt es. Neue Ideen gibt es auch für die inhaltliche Ausrichtung des Programms in Rosenheims Jazzwohnzimmer. Ob der Jazz zukünftig alleine im "Le Pirate" regieren darf, ist fraglich. Ein Kabarett- oder Varietéprogramm sowie eine Plattform für Independent-Bands werden aktuell diskutiert. Bis Mai sind bereits Konzerte ausgemacht. "Die Qualität und Quantität der Künstleranfragen sind schon wieder auf einem hohen Niveau", versichert der Vorstand Thomas Frank.
Am 20. Februar gibt der gebürtige Bad Aiblinger Schlagzeuger Peter Gall ein "Heimspiel" im "Le Pirate". Gemeinsam mit vier europäischen Spitzenmusikern präsentiert er dort sein Debüt-Album "Paradox Dreambox". Konzertbeginn ist um 20:30 Uhr.