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Ungewisse Zukunft von Rosenheims Jazzwohnzimmer Der Jazz-Seeräuber vor dem Aus?

Der Jazzclub "Le Pirate" in Rosenheim ist im süddeutschen Raum legendär. Dort begannen internationale Karrieren, amerikanische Stars drängten sich auf der Bühne und er ist Anzugspunkt für die Jazzbegeisterten der Region. Ob die Lichter in dieser Kultur-Institution wieder angehen, ist nicht gewiss.

Der Jazzclub "Le Pirate" in Rosenheim in einer Außenansicht | Bildquelle: Samuel Langer

Bildquelle: Samuel Langer

Ein Jazzclub ist nicht nur ein Ort, um Musik zu hören. Es ist ein eigener Kosmos. Eine Schule für die Neulinge und Jungen Wilden, eine Heimat und ein Wohnzimmer für die etablierten Musikerinnen und Musiker, für die Gäste ein Inspirationsquelle, ein Ort zum Wohlfühlen. Das "Le Pirate" in Rosenheim ist so ein Ort. Dort haben in den letzten 45 Jahren Generationen von Jazzern ihre Musik spielen und hören dürfen. Nun steht der Jazzclub einer ungewissen Zukunft gegenüber.

Eine Ära geht zu Ende

Die Bühne im Jazzclub "Le Pirate" in Rosenheim, mit Piratenmaske an der Wand. | Bildquelle: Marinus Weidinger Die Bühne im Jazzclub "Le Pirate" in Rosenheim, mit Piratenmaske an der Wand | Bildquelle: Marinus Weidinger Im April diesen Jahres gab die Wirtin Petra Rose ihren Rückzug bekannt. Seit 1973 hatte sie das "Le Pirate" geleitet und so manche Klippen umschifft. Nicht selten war die finanzielle Situation der Jazzkneipe prekär. Auch, da Petra Rose als Privatperson keinerlei Förderung von offiziellen Stellen erhalten hat. Selbst beim seit 2013 vergebenen "Applaus", dem Spielstättenprogrammpreis des Bundes, wurde das "Le Pirate" trotz der jahrzehntelangen Arbeit nicht berücksichtigt.
Petra Roses Rückzug war ein heftiger Einschnitt für die ganze südostbayerische Szene und weit darüberhinaus. Aber eigentlich wurde sehr schnell ein Nachfolger präsentiert: Wolfgang Lentner, Lehrer und Jazzenthusiast. Er wollte den Jazzclub ganz im Sinne der Gründerin weiterführen: weiterhin Konzerte die Woche über – Petra Rose veranstaltete meistens zwei die Woche –, ansonsten normaler Barbetrieb. Aber im August gab Wolfgang Lentner dann bekannt, dass er "nach langer und reiflicher Überlegung" zusammen mit seiner Familie entschieden hätte, "das Le Pirate nicht weiterzuführen."
Bis Sommer 2019 waren allerdings schon Konzerte in Planung. Lentner engagiert sich nun stark, um eine Zukunft fürs "Le Pirate" sicherzustellen.

Wie geht es weiter mit dem "Le Pirate"?

Schlagzeuger Michael Keul | Bildquelle: Lena Semmelroggen Michael Keul | Bildquelle: Lena Semmelroggen Am 10. September gab es ein Treffen von Kulturförderern, Stammgästen und Musikern, die sich dem Jazzclub verbunden fühlen und es wurde vier Stunden lang über eine Lösung diskutiert. Schlagzeuger Michael Keul, Dozent an der Musikhochschule München, gehört zu den Stammmusikern und er war bei diesem Treffen mit dabei. Es gibt Überlegungen, einen Trägerverein und einen Förderverein zu gründen. Welche Strukturen aber, welche Ziele, welche Ausrichtungen diese Vereine dann haben könnten, ist noch unklar.

Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Michael Keul

Ein Neustart wird auf jeden Fall versucht werden. Als "Nährboden" für ganze Generationen an Musikern aus der Region Südostbayern bezeichnet Keul den Jazzclub "Le Pirate". Die international renommierte Band "Quadro Nuevo" machte hier erste Gehversuche, die Brüder Chris und Peter Gall, Pianist und Schlagzeuger, waren schon als Jugendliche im "Le Pirate". Auch die Musiker des Leo Betzl Trio, das in diesem Jahr als erste bayerische Band den BMW Welt Jazz Award gewinnen konnte, sind im "Le Pirate" großgeworden.

Wie es mit der Location weitergeht, ist alles andere als gewiss. Hoffentlich wird bald eine zukunftsträchtige Lösung für diese großartige Heimat des Jazz gefunden.

Ein Interview mit der ehemaligen Wirtin des "Le Pirate" Petra Rose finden Sie hier.

Jazz aus Rosenheim auf BR-KLASSIK

Classic Sounds in Jazz am 12. September 2018, 19.05 bis 20 Uhr
“Out of Rosenheim”
Classic Sounds in Jazz von den Trompetern Chet Baker und John Marshall, dem Hammondorganisten Matthias Bätzel und anderen Aufgezeichnet in Rosenheim, im Jazzclub "Le Pirate" und an anderen Spielorten der Oberbayerischen Stadt Moderation und Auswahl: Ulrich Habersetzer

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