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Zum Tode des Pianisten Misha Mengelberg Meister des Klang-Hintersinns

Seine Musik war frei und sperrig. Doch diese Musik steckte auch so voller Witz, dass sie wie Theaterstücke aus Tönen wirkte. Der Jazz des niederländischen Pianisten und Komponisten Misha Mengelberg war eine Kunst der Pointen. Am 3. März ist der Musiker im Alter von 81 Jahren in Amsterdam gestorben.

Der Pianist Misha Mengelberg | Bildquelle: Wikimedia Commons

Bildquelle: Wikimedia Commons

Stücke von ihm waren stets Überraschungen. Ja, eigentlich: Jeder Takt war eine. Der Jazzpianist und Komponist Misha Mengelberg war ein großer Meister des Unkonventionellen. Erst vor kurzem wurde er noch beim hochkarätig besetzten Jazzfestival im westfälischen Münster von seinen langjährigen Weggefährten des niederländischen "Instant Composers Pool" geehrt. Zwar konnte er selbst nicht mehr anwesend sein. Aber das vorzügliche Ensemble mit europäischen Jazz-Ikonen wie Schlagzeuger Han Bennink spielte eine ganze Reihe der hintersinnig-schönen Kompositionen und Arrangements Misha Mengelsbergs. Darunter etwa "Alexanders Marschbefehl", eine Huldigung an den deutschen Jazz-Kollegen Alexander von Schlippenbach.

Musikalische Befreiungsschläge

Genau wie viele seiner skurril-augenzwinkernden Stück-Titel war auch der Humor des Pianisten und Komponisten Misha Mengelberg: Er schrieb Musik, die stets etwas Schalkhaftes hatte, konfrontierte mit Tönen, die bewusst den musikalischen Fluss ins Stocken geraten ließen. Mengelberg war ein Meister der wohlklingenden Dissonanz. Ein Jongleur von Tönen, die bewusst auch mal wehtaten, aber die Hörer gleichzeitig mit so viel Witz fütterten, dass die kleinen schmerzhaften Stiche sich sofort in Genuss wandeln konnten. Sie erweiterten das Farb- und Ausdrucksspektrum des zeitgenössischen Jazz in den aufbegehrenden Sechzigerjahren und den darauffolgenden Jahrzehnten in doppelter Hinsicht: Die musikalischen Befreiungsschläge seiner Generation, die sich von swingenden Konventionen des bereits fortgeschrittenen modernen Jazz lösten, machten sie zugänglicher - und auch ein Stück verdaulicher. Und umgekehrt brachten der Witz und der kompositorische Feinsinn Mengelbergs die freien Töne auch an Ohren heran, die sich anderen Vertretern des Free Jazz nicht so schnell geöffnet hätten.

Von Kiew nach Amsterdam

Misha Mengelberg wurde 1935 im damals zur ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik gehörenden Kiew geboren, lebte aber von 1938 an in Amsterdam. Er war ein Großneffe des Dirigenten Willem Mengelberg - und auch sein Vater, Karel Mengelberg, war Musiker, Dirigent und Komponist. Misha Mengelberg studierte am Königlichen Konservatorium in Den Haag Musik, Komposition und Musiktheorie. Eine Begegnung mit dem amerikanischen Komponisten John Cage beeinflusste ihn nachhaltig. In den frühen 1960er Jahren wandte er sich dem Jazz zu, gründete eine Band, in der bereits der Schlagzeuger Han Bennink mitspielte, und war mit dieser Band unter anderem auf der letzten Aufnahme des großen amerikanischen Saxophonisten und Bassklarinettisten Eric Dolphy zu hören. In seiner weiteren Karriere begleitete er so berühmte Kollegen wie Anthony Braxton, Peter Brötzmann und Steve Lacy.

Freee Jazz Meets Avantgarde

Misha Mengelberg schrieb viele Stücke, die Elemente des Free Jazz mit Kompositionsweisen der Neuen Musik verbanden. Gerade die Kompositionen, die er für den Instant Composers Pool schrieb, waren einzigartige Glanzstücke. Und auch seine Arrangements von Klassikern etwa des Pianisten Thelonious Monk glänzten als Meisterstücke musikalischen Hintersinns. Schon 2013 hatte sich Misha Mengelberg aus gesundheitlichen Gründen von der Bühne verabschiedet. Am 3. März 2017 ist er in Amsterdam gestorben.

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