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Erst war die Rockband nur ein Hobby in der Familie. Bis sich Hille Perl eine E-Gambe zulegte - und beschloss, elektronisch verstärkte Klänge auch in ihre Konzerte einzubauen. "Born to be mild" heißt ihr aktuelles Programm beim Festival Vielsaitig in Füssen, bei dem sie gemeinsam mit Mann und Tochter auf der Bühne steht.

BR-KLASSIK: Frau Perl, Sie geben am Samstag beim Festival Vielsaitig ein Konzert, zusammen mit ihrer Tochter Marthe und Ihrem Mann Lee Santana. "Born to be mild" heißt Ihr Konzertprogramm. Wie ist das eigentlich, gemeinsam mit der Familie aufzutreten?

Hille Perl: Insbesondere hat es natürlich den Vorteil, dass man sich sehr gut kennt und von daher eine Menge Dinge wagen kann, die man mit Menschen, die man weniger lang kennt, nicht so machen kann. Marthe kenne ich jetzt seit 32 Jahren und Lee noch ein bisschen länger. (lacht) Auf jeden Fall gibt’s da natürlich sehr große Freiheiten, wenn man gemeinsam auf der Bühne steht.

BR-KLASSIK: Wie ist es, wenn es mal Familienstreitigkeiten gibt, zum Beispiel mit Ihrer Tochter? Oder ist das dann, wenn die Musik dazukommt, vorbei?

Hille Perl: Da wir alle drei sehr starke Künstlerpersönlichkeiten sind und beim Proben gar nicht so darüber reden, was wir tun, wird eigentlich nicht gestritten. Wir spielen so lange zusammen, bis es Klick macht und wir denken: So funktioniert es. Und dann halten wir alle aus, dass der Mitspieler auf der Bühne auch mal was anderes macht, als es vielleicht geprobt war. Das ist dann immer sehr lebendig und spannend.

BR-KLASSIK: Könnte man also sagen, dem anderen Freiheiten zu lassen, gehört zu Familie und Beziehung dazu?

Hille Perl: Genau. Aber das gilt natürlich auch für andere Kollegen, mit denen man auf die Bühne geht. Man erwartet von ihnen, dass sie selber so stark sind, dass sie das aushalten.

BR-KLASSIK: Ist das in der Familie leichter, weil Sie sich so gut kennen?

Hille Perl: Ja, es gibt diese Vertrautheit vielleicht noch in verstärktem Maße.

BR-KLASSIK: In ihrem Programm "Born to be mild" spielen Sie die Viola da Gamba mit elektronischer Verstärkung. Wie sind Sie denn auf die Idee gekommen?

Familientrio | Bildquelle: © deutsche harmonia mundi Hille Perl: Das entstand eigentlich aus einer Hobbybeschäftigung mit Rockmusik. Wir hatten viele Jahre lang eine kleine Band mit unseren Nachbarn, wo wir alte Rockmusik-Nummern gespielt haben. Aber nur in der Freizeit oder für Benefiz-Zwecke. Weil ich aber Gambistin bin, habe ich mir irgendwann eine E-Gambe zugelegt, die mit der E-Gitarre besser mithalten kann. Zuerst habe ich nur amateurhaft darauf gespielt, aber es machte mir dann so großen Spaß, dass ich mich auch professionell mit den Möglichkeiten befassen wollte, die dieses Instrument bietet, zum Beispiel mit Effekte oder Delay zu arbeiten. Marthe war dann angesteckt und hat sich auch so eine Gambe gekauft. Plötzlich haben wir gedacht, dass wir mal ein ganz anderes Programm machen wollen. Es sollte sich nicht unbedingt mit historischer Musik in historischem Kontext befassen, sondern wir transferieren jetzt alle möglichen Musiken, die uns in den Kopf kommen, in diesen elektronisch verstärkten Kontext. Daraus ist dann dieses Projekt gewachsen.

BR-KLASSIK: Hille Perl rockt also auf der Gambe?

Hille Perl: Ein, zwei Nummern sind ein bisschen rockiger, wobei es insgesamt doch ein "mildes" Programm ist. Wir bewegen uns durch verschiedene Genres, Jazznummern haben wir drin, türkische Musik kommt auch vor. Wir spielen sozusagen alles, was uns in dieser Konstellation in den Sinn gekommen ist.

Das Gespräch führte Elgin Heuerding für BR-KLASSIK.