Die Geigerin Emmanuelle Dauvin hat ein neues Album mit Musik für Geige und Orgelbegleitung herausgebracht. Darauf spielt sie beide Instrumente selbst und zwar gleichzeitig.
Bildquelle: © Hitasura
Die drei Buchstaben UFO, die stehen bekanntlich für "Unidentifiziertes Flugobjekt". Im Französischen wird das mit OVNI abgekürzt. Die französische Geigerin Emmanuelle Dauvin hat ihre neue CD so genannt: OVNI Baroque. Allerdings geht es da nicht um Ufo-Sichtungen, sondern für die junge Musikerin stehen die Buchstaben OVNI für Orgel- Violine Neue Interpretation. Und sie meint damit, dass sie beide Instrumente selbst spielt. Also den Orgel-Bass mit den Füßen und die Geige mit den Händen. Da muss man schon zweimal hinschauen, um seinen Augen zu trauen, wie bei einem UFO eben.
Werke von Biber und Bach hat sich Emmanuelle Dauvin auf ihrer Einspielung vorgenommen. Stimmig greifen die Violine und die Bassstimme im Orgelpedal ineinander, auch wenn man beim Hören wohl nicht darauf käme, dass beides von einer einzigen Musikerin gespielt wird. Zugegeben, die Tempi bleiben größtenteils überschaubar. Wenn es in der Geigenstimme einmal wilder zugeht, dann meist über einem Halteton im Pedal. Aber auch die zwischengeschalteten Werke für Violine solo sorgen für Abwechslung.
Im Studium hatte Emmanuelle Dauvin davon gehört, dass in der Barockzeit Musiker das gelegentlich wohl so gemacht haben, Geige und Orgel gleichzeitig zu spielen. Diese Idee hatte sich seither in ihrem Kopf festgesetzt. Im aufschlussreichen wenn auch in der deutschen Übersetzung ein bisschen holprig zu lesenden Begleittext zur CD schildert die Künstlerin, wie ihr das gleichzeitige Spiel von Violin- und Basstimme tiefere Einblicke gewährt hat in die Geheimnisse der barocken Musik.
Für die ersten beiden Zeilen von Bachs Adagio ma non tanto BWV 1023 brauchte Emmanuelle Dauvin zwei geschlagene Wochen. Dann hatte ihr Gehirn die nötigen Synapsen aufgebaut und das restliche Werk war im Nu im Kasten. Die CD der jungen Geigerin dokumentiert also auch noch auf höchst kurzweilige Weise die Lernfähigkeit des menschlichen Gehirns. Klar fällt das Album in die Kategorie musikalischer Kuriositäten, aber das tut der musikalischen Qualität keinen Abbruch. Anhören lohnt sich in jedem Fall.
Johann Sebastian Bach, Heinrich Ignaz Franz Biber
Emmanuelle Dauvin
Label: Hitasura
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 25. Juli 2021, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK