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Orgel Musikinstrument mit traditionell kirchlichem Charakter

Musikinstrument mit traditionell kirchlichem Charakter, bestehend aus Eintonpfeifen, die durch ein Gebläse gespeist und durch Klaviaturen aktiviert werden.

Bildquelle: colourbox.com

"Eine Kirche ohne Orgel ist wie ein Körper ohne Seele!" das soll Albert Schweitzer über die Königin der Instrumente gesagt haben, und wirklich: zum Gelingen einer Messe zählt auch der mächtige Klang der Orgel, der den Kirchenraum erfüllt.

Eine Orgel ist eigentlich eine Kombination mehrerer Instrumente. Sie besteht aus vielen Pfeifen unterschiedlicher Größe, die durch den so genannten Orgelwind angeblasen werden. Daher gehört sie zur Familie der Aerophone. Der Organist bedient die Orgel jedoch vom Spieltisch aus, mittels Tasten und Pedalen, weshalb die Orgel gleichzeitig auch ein Tasteninstrument ist.

Bekannt sind Orgeln seit der Antike. Spätantike Schriftsteller nennen als Erfinder der Orgel den Mechaniker Ktesibios, der im 3.Jahrhundert vor Christus in Alexandria lebte. Die Hydraulis war eine Wasserorgel, sie wurde rasch zu einem Prestigeobjekt der Oberschicht. Im byzantinischen Reich wurde die Orgel am Hof des Kaiser bei höchsten Zeremonien verwendet. Im Mittelalter ließ der Sohn Karls des Großen, Ludwig der Fromme, erstmals eine Orgel in die Kapelle der Kaiserpfalz in Aachen bauen.

SIEGESZUG DURCH EUROPA

Von da an verbreitete sich der Bau von Kirchenorgeln in ganz Europa. Noch 1963 heißt es in der Konstitution über die Heilige Liturgie, dem Sakrosantum Concilium:

"Die Pfeifenorgel soll in der lateinischen Kirche als traditionelles Musikinstrument in Ehren gehalten werden. Denn ihr Klang vermag den Glanz der kirchlichen Zeremonien wunderbar zu steigern und die Herzen mächtig zu Gott und zum Himmel empor zu heben."

EIN INSTRUMENT, UNZÄHLIGE KLANGFARBEN

Für Vielseitigkeit in Bezug auf Dynamik und Klangfarbe sorgen die unterschiedlichen Register der Orgel. Ein Register ist eine Reihe von Orgelpfeifen gleicher Form und Bauart; ein Register geht normalerweise über den gesamten Tonumfang der Orgel. Die Register unterscheiden sich nach Klanghöhe, Klangfarbe, Lautstärke und Tragfähigkeit ihrer Pfeifen. Der Organist kann die gewünschten Register am Spieltisch aktivieren oder abschalten. Neben der wichtigsten Registergruppe, den Prinzipalen, gibt es die so genannten Zungenregister, wie Krummhorn, Oboe oder Trompete. Typische Flötenregister sind Blockflöte, Waldflöte oder Nachthorn.

UNTRENNBAR: DIE ORGEL IN IHRER KIRCHE

Neben der Spielfertigkeit auf Tasten und Pedalen wird das Können eines Organisten immer auch anhand einer fantasievollen Kombination der Register beurteilt. Gerade in der Auswahl der Register zeigen sich regionale Besonderheiten und Vorlieben beim Orgelbau. Allerdings haben Zerstörungen im 30-jährigen Krieg und während des 2.Weltkriegs gerade bei den Orgeln schmerzhafte und nicht zu ersetzende Verluste verursacht, denn das wichtigste Charakteristikum des Instruments Orgel ist: jede einzelne ist ein Unikat. Konstruiert und klanglich angepasst, nur für diesen einen Raum, in dem sie steht.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 6. November 2011, 13.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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