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Kostprobe | 23.07.2023 Kammerkantaten von Antonio Cesti

Es ist Cesti-Jahr: Vor 400 Jahren wurde der italienische Komponist geboren. Das Geburtstagsständchen kommt von der Sopranistin Alice Borciani. Reinhören lohnt sich, auch wenn der Titel erstmal nicht nach Party klingt.

CD-Cover: Insegnatemi a morire | Bildquelle: Ars Produktion

Bildquelle: Ars Produktion

Ein Sträußlein verblühter Gänseblümchen mit tief herunterhängenden Köpfen in einer senfgelben Vase und dazu der Albums-Titel: "Lehre mich sterben". Auf den ersten Blick nicht gerade einladend, aber dann doch irgendwie ansprechend. Das Cover des neuen Albums von Alice Borciani macht mich neugierig. Vielleicht hätte ich die CD mit Kammerkantaten von Antonio Cesti sonst gar nicht herausgepickt. Und das wäre dann doch sehr schade gewesen…

Nun ist aber Cesti-Jahr – vor 400 Jahren wurde der Komponist in Arezzo geboren – und es gäbe also durchaus Gründe, warum man sich das Album zu Gemüte führen sollte. Der Offensichtlichste aber ist: das ist schöne Musik, solider Barock, in trefflicher Interpretation. Alice Borciani hat mich vor ein paar Jahren schon einmal so verzaubert, als Sirene auf ihrem barocken Unterwasser-Album "il canto della sirena". Und auch auf der Cesti-Aufnahme zeigt sich ihr großes Gespür für diese Musik mit behutsam dosierten Verzierungen und einem wohltuend klaren Timbre.

Alice Borciani kennt jede Note

Die Sopranistin kennt wirklich jede Note in Cestis Kammer-Kantaten ganz genau. Sie hat nämlich selbst die moderne Edition erstellt und dabei auch die Texte von Giovanni Filippo Appolloni studiert. Im Booklet beschreibt sie die vielseitigen Wechselwirkungen von Wort und Musik in Cestis Arien und ihren Eindruck davon. Für den Hörer bzw. Leser wäre da eine Übersetzung der Liedtexte noch ganz hilfreich gewesen. Aber das Booklet legt man dann am besten ohnehin bald aus der Hand, um sich ganz auf die Musik konzentrieren zu können.

Feinsinnige Interpretation

Wer dann doch nochmal ins Booklet spitzt, erfährt, dass der Cembalist Elam Rotem für zwei der Arien instrumentale Ritornelle dazu komponiert hat. Dass das schon zu Cestis Zeit Usus war, bezeugen handschriftliche Quellen. Die instrumentalen Intermezzi auf der CD stammen von dem etwas jüngeren Cesti-Zeitgenossen Giovanni Buonaventura Viviani und glänzen in der feinsinnigen Interpretation des Ensembles Il Zabaione Musicale.

Fazit: Wer Antonio Cesti in seinem Jubiläums-Jahr besser kennenlernen möchte, für den ist diese luftig-barocke Album von Alice Borciani die perfekte Einstiegs-Droge.

Insegnatemi a morire

Antonio Cesti, Giovanni Buonaventura Viviani
Alice Borciani, Ensemble Il Zabaione Musicale
Label: Ars Produktion

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 23. Juli 2023, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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