Im Gegensatz zu Italien und Deutschland ist die britische Kammermusik für Geige eher eine terra incognita. Rachel Podgers und Brecon Baroque präsentieren wundervoll entspannte Violinmusik ohne ausgestelltes Virtuosentum.
Bildquelle: Channel Classics
Italien und Deutschland haben in der Barockzeit großartige Komponisten für Kammermusik mit Geige hervorgebracht. Jeder Barockmusikfan kennt und liebt Werke von Corelli oder Vivaldi, Biber oder Bach. Aber wer kennt dagegen schon Lawes oder Jenkins, Blow oder Jones? Die englische Kammermusik für Violine steht eindeutig im Schatten. Rachel Podger, die beste britische Barockgeigerin, will das zusammen mit ihrem Ensemble Brecon Baroque ändern. Auf ihrem neuen Album "The Muses Restor'd" kann man viele schöne und klangvolle Entdeckungen machen, wie John Jenkins einfühlsame Fantazia-Suite.
Was auffällt an der englischen Geigenmusik ist das fehlende Ausstellen der eigenen Virtuosität. Die Briten liebten offenbar schon damals das Understatement und hatten nicht viel übrig für Rampensäue, bei der die Basso continuo-Gruppe ein paar Stichwörter gibt, um die Geige brillieren zu lassen. Hier trafen sich, in guter alter Consorttradition, gleichberechtigte Partner zu einer musikalischen Konversation auf Augenhöhe. Die fabelhafte britische Barockgeigerin Rachel Podger stellt sich dabei gerne in den Dienst der Sache und lässt ihre Continuo-Partner von Brecon Baroque hörbar zu Wort kommen. Kein Wunder, dass England ein Mutterland der Demokratie ist. "The Muses Restor'd" bietet wunderbar entspannte, selten gehörte Barockmusik.
Englische Violinmusik von Lawes, Blow, Locke, Purcell, Schop, Jenkins, Jones, Oswald und Händel
Rachel Podger (Violine), Brecon Baroque
Label: Channel Classics
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 28. Juli 2024, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK