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Kostprobe | 13.03.2022 Les Caractères de la Danse

Die Finger tanzen über die Saiten beim Orchestre de l'Opéra Royal: "Les Caractères de la Danse" heißt die neue CD des Hausorchesters der historischen Hofoper in Versailles. Mit Gastdirigent Reinhard Goebel und Musik von Lully bis Mozart.

CD-Cover: Les Caractères de la Danse | Bildquelle: © Château de Versailles Spectacles

Bildquelle: © Château de Versailles Spectacles

Das Tanzen war die Leidenschaft des französischen Königs Ludwig XIV. Bei den Ballettaufführungen an seinem Hof nahm er manchmal selbst teil und verkörperte die Sonne, um die alle Planeten kreisen.

Der Sonnenkönig ließ das Schloss Versailles zu seiner Hauptresidenz ausbauen - es sollte die perfekte Kulisse für die Inszenierung seiner Macht abgeben. Aber ausgerechnet vor dem Bau des schlosseigenen Opernhauses ging ihm das Geld aus und so wurde es erst gut ein Jahrhundert später fertiggestellt zur Hochzeit des Kronprinzen und späteren Königs Ludwig XVI. mit der Habsburger-Prinzessin Marie-Antoinette.

Ballettleidenschaft

2009 öffnete das ehemals königliche Opernhaus in Versailles wieder seine Pforten, seitdem finden dort regelmäßig Aufführungen statt und das Label der "Château de Versailles Spectacles" veröffentlicht CDs mit Musik, die dort erklungen ist oder sein könnte. Das eigene Orchestre de l'Opéra Royal hat für seine jüngste CD Reinhard Goebel als Dirigenten eingeladen. Unter dem Thema "Les Caractères de la Danse" widmen sie sich der französischen Ballettleidenschaft mit Musik von Jean-Baptiste Lully, Jean-Féry Rebel und Jean-Philippe Rameau, erinnern aber auch an die Verbindung zwischen Paris und Wien in Gestalt von Christoph Willibald Gluck und Wolfgang Amadeus Mozart.

Frische Impulse

Marie-Antoinette selbst war es, die Glucks kontrovers diskutiertes Engagement an der Pariser Oper in die Wege geleitet hatte. Er brachte frische Impulse mit für die arg in Konventionen erstarrte französische Oper. Auf der anderen Seite integrierte er manche altehrwürdige Tradition in seine sogenannten Reformopern - insbesondere die ausgedehnten Balletteinlagen, die Frankreichs Publikum bei allem Überdruss an alten Zöpfen so kurz vor der Revolution dennoch nicht missen mochte.

Lully, Rameau, Gluck und Mozart hört man nicht so oft auf einer CD - aber Reinhard Goebel zeigt gerade mit dieser Zusammenstellung auf, was oft nicht so im Bewusstsein verankert ist: dass die Wiener Klassik nicht nur die DNA der italienischen Musik in sich trägt, sondern auch der französischen. Eine horizont-erweiternde Interpretation: Die Finger der Musikerinnen und Musiker tanzen spürbar leidenschaftlich über ihre Instrumente, egal ob bei einer höfisch-eleganten Chaconne oder einem heiter-luftigen Rigaudon.

Les Caractères de la Danse

Werke von Lully, Rebel, Rameau, Gluck und Mozart
Orchestre de l‘Opéra Royal, Leitung: Reinhard Goebel
Label: Château de Versailles Spectacles

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 13. März 2022, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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