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Kostprobe | 10.07.2022 Symphonien von Paul Wranitzky

Haydn, Mozart, Beethoven und Wranitzky? Zu ihrem 40. Geburtstag lässt die Akademie für Alte Musik Berlin einen vergessenen Stern der Wiener Klassik wieder scheinen. Paul Wranitzkys Symphonien können sich mit denen der drei Großmeister durchaus messen.

Bildquelle: © deutsche harmonia mundi

Haydn, Mozart und Beethoven. Das sind die drei Fixsterne der Wiener Klassik. Sie strahlen so hell, dass man kaum wahrnimmt, dass es noch andere leuchtende Himmelskörper in diesem Sternbild gibt. Antonio Salieri etwa, Leopold Kozeluch oder Johann Baptist Vanhal, die wiederentdeckt noch einmal zu leuchten beginnen. Kaum mehr als ein matter Schein ist dagegen immer noch Paul Wranitzky. Dabei war der damals ein Star der Wiener Klassik. Diesen alten Glanz gehörig wieder aufpoliert hat jetzt die Akademie für Alte Musik Berlin. Zu ihrem 40-jährigen Bestehen haben die Berliner Originalklangmeister eine Doppel-CD mit drei seiner Symphonien eingespielt.

Musikalischer Direktor des Grafen Esterházy

Geboren in Mähren, im selben Jahr wie Mozart, kam Paul Wranitzky mit 20 Jahren nach Wien und eroberte die Hauptstadt mit seinen musikalischen Talenten im Nu. Er wurde Musikalischer Direktor des Grafen Esterházy, Sekretär der Wiener Tonkünstler-Sozietät und Orchesterdirektor der beiden kaiserlichen Hoftheater. Kaiserin Maria Theresia verschaffte Wranitzky regelmäßig Kompositionsaufträge. Und befreundet war er mit Mozart, Haydn und Beethoven, die ihm auch Erstaufführungen ihrer Werke anvertrauten - Haydn etwa sein Oratorium "Die Schöpfung".

Bekannt als Opern- und Bühnenkomponist

Bekannt war Paul Wranitzky als Opern- und Bühnenkomponist, ebenso als Kammermusiker. Doch als Symphoniker schuf er Meisterliches. 23 Symphonien hat er veröffentlicht und 22 weitere komponiert. Dabei war er nicht gerade ein glühender Vertreter absoluter Musik. Ebenso gern komponierte Wranitzky Programmmusik. In der unveröffentlichten d-Moll-Symphonie mit dem Beinamen "La Tempesta" wird das symphonische Gewitter effektvoll verstärkt durch eine Windmaschine. Napoleonisches Schlachtengetümmel mit Kanonenschüssen durch die Pauke findet sich dagegen in Wranitzkys "Friedenssymphonie". Und selbst da, wo es nicht auf den ersten Blick programmatisch zugeht, wie in der D-Dur-Symphonie, lässt er plötzlich osmanische Janitscharen auftreten.

Einstiger Stern der Wiener Klassik

Die Akademie für Alte Musik, kurz AKAMUS, präsentiert uns diesen großartigen Symphoniker nicht glattgebügelt und weichgespült, sondern lässt mit großer Spielfreude auch seine Ecken und Kanten aufleuchten. Denn Wranitzkys Symphonien sind farbenreich, überraschend und kurzweilig. AKAMUS lässt diesen einstigen Stern der Wiener Klassik wieder aufs Schönste strahlen.

Paul Wranitzky: Symphonien

Akademie für Alte Musik Berlin
Konzertmeister Bernhard Forck
Label: deutsche harmonia mundi

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 10. Juli 2022, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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