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Augsburg Frühneuzeitliche Handels- und Kulturmetropole

In Augsburg traf in der frühen Neuzeit Reichtum auf Kunstverstand – ideale Voraussetzungen für eine blühende Kultur, in der Noten gedruckt und gesammelt und Instrumente gebaut werden, und die bis heute fasziniert.

Bildquelle: colourbox.com

Als römisches Legionslager gegründet, war Augsburg unter dem Namen Augusta Vindelicorum zur Hauptstadt der römischen Provinz Rätien aufgestiegen. Die mittelalterliche Musikpflege ist vor allem für den Dom und das Stift St. Ulrich und Afra belegt. Aber erst die wirtschaftliche Blüte der frühen Neuzeit machte Augsburg zu einer europäischen Musikmetropole.

HANDELSMETROPOLE MIT KUNSTSINN

Reiche Handels- und Patrizierfamilien wie die Fugger und Welser engagierten sich auch als Mäzene der Künste. Ihre Handelsnetze nutzen sie nicht nur für den Warenaustausch, sondern auch für einen regen Kulturimport: Vor allem der italienische Stil war gefragt und spiegelte sich wider in Architektur, Kunst und Musik. Komponisten wie Hans Leo Haßler und Gregor Aichinger studierten in Venedig bei den Gabrielis und  prägten dann das Augsburger Musikleben.

NOTENDRUCK UND INSTRUMENTENBAU

Auch aus Italien stammten neuartige Notendrucktechniken, die in der Drucker- und Verlegermetropole Augsburg auf fruchtbaren Boden fielen. Der erste Notendruck mit beweglichen Lettern diesseits der Alpen stammt aus der Offizin des Augsburger Druckers Erhard Öglin. Neben Nürnberg galt auch Augsburg als Zentrum des Instrumentenbaus. Eine Spezialität der Augsburger Werkstätten war die Herstellung von Musikautomaten.  

Das Ensemble der Stadtpfeifer ist in Augsburg schon seit dem Mittelalter nachweisbar. Ursprünglich waren die Musiker mit Wachdiensten betreut und hatten bei drohender Gefahr Alarm auszulösen. Später spielten sie zum Beispiel während der häufig in Augsburg abgehaltenen Reichstage oder bei den berühmten Augsburger Geschlechtertänzen. Daneben gab es die sogenannte "stille Musik". Das waren kleinbesetzte Lautenmusikensembles. Vor allem Melchior Neusidler hatte sich damit in Augsburg einen Namen gemacht.

ÜBERREGIONALE ANZIEHUNGSKRAFT

Die reichen Musikaliensammlungen der Stadt erregten die Bewunderung der Zeitgenossen und sorgten für einen regelrechten Kulturtourismus. Attraktiv waren vor allem die Instrumentensammlungen der Fugger oder die reiche Musikbibliothek von Hans Heinrich Herwarth. Zu den Schätzen seiner Sammlung gehörte beispielsweise das Schedelsche Liederbuch und das Augsburger Liederbuch. Viele dieser Kostbarkeiten finden sich noch heute in den reichen Musikbeständen der Augsburger Staats- und Stadtbibliothek.

Als überwiegend protestantische Stadt mit einer katholischen Minderheit war Augsburg Augenzeugin konfessioneller Auseinandersetzungen. Die Confessio Augustana, der Augsburger Religionsfriede und die zahlreichen Reichstage: Augsburg war in der Reformationszeit ein wichtiger Schauplatz des politischen Weltgeschehens. Die Augsburger Musik der frühen Neuzeit erzählt von einer Epoche, in der in Augsburg Weltgeschichte geschrieben wurde.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 26. Juli 2015, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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