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Giovanni Gabrieli Venezianer und zeitweise Wahl-Bayer

Am Markusdom in Venedig gab es einige berühmte Musiker, die den Kirchenraum mit ihrer Musik erfüllten. Giovanni Gabrieli wirkte dort, als sich die Renaissance ihrem Ende zuneigte und der Barock in den Startlöchern stand.

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Ja, Gabrieli! Ihr unsterblichen Götter, welch ein Mann war der!
Heinrich Schütz

Das wird Heinrich Schütz Jahre nach dem Tod seines ehemaligen Lehrers Giovanni Gabrieli über diesen schreiben.

Giovanni Gabrieli, in den 1550ern in Venedig geboren, ist der Neffe Andrea Gabrielis. Er schlägt, wie sein Onkel, die Musikerlaufbahn ein, wird Organist und komponiert. Und noch eines tut er ihm gleich: er verbringt einige Jahre nördlich der Alpen: dort ist er Mitglied der Münchener Hofkapelle unter der Leitung von Orlando di Lasso. Bleiben wird er dort aber nicht sehr lange, es zieht ihn zurück nach Venedig, wo er gemeinsam mit einigen anderen Komponisten das Ende der Renaissance und den Anfang des Barock einleiten wird.

MEISTER DES FRÜHBAROCKS

1584 wird Gabrieli Organist an San Marco; diese Stelle wird er bis zu seinem Tod 1612 behalten. Er ist somit Nachfolger von Claudio Merulo und Adriaen Willaert - nach ihm wird Claudio Monteverdi auf diesen Posten kommen und wie alle diese Musiker damit in die Musikgeschichte eingehen. Die Tätigkeit an San Marco wird nicht die einzige bleiben, auch in anderen Kirchen wird er seine Werke aufführen.

MUSIK FÜR DEN KIRCHENRAUM

Gabrieli komponiert zahlreiche geistliche Werke, aber auch weltliche Madrigale und Instrumentalmusik. Er ist vielleicht der wichtigste Vertreter der sogenannten "venezianischen Mehrchörigkeit". Mit San Marco steht ihm ein Raum zur Verfügung, in dem seine Werke voll zur Geltung kommen - er ist groß genug, um die Chöre getrennt wahrnehmen zu können und doch lässt die Kirchenakustik sie zu einem Ganzen verschmelzen.

Als einer der ersten verwendet Gabrieli Dynamikbezeichnungen, auch den Begriff der Sonate prägt er mit. Einige seiner Werke werden in Nürnberg gedruckt, was sicher einer der Gründe ist, weshalb sein Werk auch noch nach seinem Tod in den katholischen Gegenden Nordeuropas gespielt wird.

Gabrieli war einer der meist geachteten Musiker, so sehr, dass all die Virtuosen aus verschiedenen Städten zu ihm eilten, um seinem Klang zu lauschen.

BERÜHMTER SCHÜLER: HEINRICH SCHÜTZ

… schreibt ein zeitgenössischer Chronist. Der Ruhm Gabrielis ist so groß, dass etliche junge Musiker aus anderen Ländern nach Venedig reisen, um bei ihm Unterricht zu nehmen. So zählen einige Dänen zu seinem Schülerkreis - wie auch Heinrich Schütz. Schütz ist einer der letzten Schüler, und Gabrieli soll ihm auf dem Sterbebett einen kostbaren Ring vermacht haben. Später wird Schütz über seine Zeit in Italien schreiben:

Es kam mir zu, nach Italien zu gehen, und daselbst mich in jene Woge zu stürzen, die ganz Italien mit ihrem Rauschen ziert, welches mehr als allem anderen der Himmlischen Harmonie gleichkommt und die der hochberühmte Gabrieli ist, der mich am Gold seiner Ufer teilhaben ließ.
Heinrich Schütz

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 8. August 2012, 13.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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