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Clavichord Sensibelstes Tasteninstrument überhaupt

Pssst! Man muss schon sehr leise sein und gut lauschen, wenn man einem Clavichord zuhören will. Belohnt wird man dann aber mit einem Klang, der äußerst nuancenreich und feinsinnig ist.

Bildquelle: picture-alliance/dpa

"Dieses sehr bekannte Instrument, ist, so zu reden, aller Spieler erste Grammatica; denn, so sie dieses mächtig sind, können sie auch auf Spinetten, Clavicymbeln, Regalen, Positiven und Orgeln zurechte kommen."

So schrieb Johann Gottfried Walter in seinem Musicalischen Lexikon von 1732 über das Clavichord. Man nimmt an, dass sich dieses kleinste und zarteste unter den besaiteten Tasteninstrumenten im 14. Jahrhundert entwickelt hat; zuerst namentlich erwähnt wird es jedenfalls in einem deutschen Traktat von 1404, und die älteste Abbildung entstand um 1440. Da ist dann ein rechteckiger Holzkasten zu sehen, mit einer Tastatur an der Längssaite, in dem quer zur Tastatur Saiten gespannt sind. Das blieb die Grundgestalt des Instrumentes über mehr als 400 Jahre. Eines der ältesten erhaltenen Exemplare überhaupt, ist ein italienisches von 1543.

KLEINER ALS EIN CEMBALO UND MEHR KLANGMÖGLICHKEITEN

Der wesentlichste Unterschied zum Cembalo, als seinem prominentesten Zeitgenossen, liegt darin, dass beim Clavichord der Klang nicht durch das Anreißen der Saiten entsteht, sondern indem diese durch ein kleines Metallplättchen, die Tangente, berührt und dadurch in Schwingung versetzt werden. So kann man eine Spur leiser oder lauter spielen, oder gar nach dem Anschlag eine sanfte Bebung des Tons verursachen.

Dafür jedoch muss man seinen Anschlag sehr fein differenzieren - und das übt enorm. Deshalb war das Clavichord über Jahrhunderte das wichtigste Übungsinstrument. Dazu kam, dass die relativ kleinen und leichten Instrumente vergleichsweise leicht zu transportieren und günstig zu haben waren.

Wichtig zu erwähnen wäre vielleicht noch, dass es sich bei "gebundenen" Clavichorden keineswegs um verheiratete Exemplare handelt. Vielmehr schlagen hier zwei bis vier nebeneinanderliegende Tasten mit ihren Tangenten dieselbe Saite an verschiedenen Punkten an - und erzeugen damit verschiedene Tonhöhen. Nachteil: diese Töne können dann natürlich nicht gleichzeitig erklingen. Bis um 1700 waren gebundene Clavichorde dennoch die Regel; danach baute man zunehmend bundfreie Instrumente.

JAHRHUNDERTELANG IN GEBRAUCH

Wer komponierte nun Musik für das Clavichord? Kurz gesagt: So ziemlich alle. Es sei "unter allen Claviaturinstrumenten zu den feinsten Nuancen des Vortrags geeignet, oft Labsal dem Dulder, und des Frohsinns theilnehmender Freund", so steht es noch in einem musikalischen Lexikon von 1802. Das Instrument wurde von Komponisten wie Interpreten gleichermaßen geschätzt, und so kann man davon ausgehen, dass ein Großteil der Musik, die zwischen dem 15. und dem Ende des 18. Jahrhunderts in Europa für Tasteninstrumente entstand oder darauf ausführbar war, zumindest auch auf dem Clavichord gespielt wurde. Seine besondere Blütezeit erlebte es aber sicherlich in der Epoche der Empfindsamkeit, der die Zartheit und Intimität seiner Klänge besonders zupasskam.

DAS PASSENDE INSTRUMENT FÜR MUSIK DES "EMPFINDSAMEN STILS"

Und so wollen wir abschließend deren wohl prominentesten Vertreter, Carl Philipp Emanuel Bach, zu Wort kommen lassen, der 1753 über das Clavichord schrieb:

"Die Anforderungen, die man vor allen andern Instrumenten vorzüglich an das Clavier machet, zeugen von der Vollkommenheit und dem weiten Umfange desselben, und aus der musikalischen Geschichte bemercket man, daß diejenigen, denen es gelungen, sich einen grossen Nahmen in der musikalischen Welt zu machen, dieses Instrumente mehrentheils vorzüglich ausgeübet haben."

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 1. September 2013, 13.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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