Die Queen soll sich jeden Morgen von einem Dudelsackspieler wecken lassen, der unter ihrem Fenster steht. Auch früher schon wurde bei Hofe der Dudelsack gespielt, der nicht immer nur laut, sondern manchmal sogar naiv und zart ist.
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Stichwort | 17.08.2014
Dudelsack
Den Dudelsack gibt es streng genommen erst seit Mitte des 17. Jahrhunderts, bis dahin hieß er bei uns noch Sackpfeife. In beiden Namen ist das charakteristische dieses Instruments, der Sack, der Windbehälter, enthalten. Die Luft wird mit einem Anblasrohr oder auch einem Blasebalg in eben diesen Sack und dann von dort weiter in die Spielpfeife und die Stimmer gepumpt. Dieser Sack kann aus recht unterschiedlichen Materialien hergestellt sein, zusammengenäht aus Rinds- Ziegen- oder Schafsleder, er kann die Blase eines Ochsen sein, oder ein Robbenmagen. Manchmal ist er zusätzlich noch mit Stoff ummantelt, wie bei der italienischen Sordellina. Und dann gibt es die Dudelsäcke, die gleich ein ganzes Tier als Sack verwenden, eine kleine Ziege, und bei denen die Pfeife und die Stimmer aus den natürlichen Öffnungen des Tiers, aus dem Kopf und den Gliedern kommen.
Auf der Spielpfeife wird die Melodie gegriffen, die übrigen Pfeifen heißen Stimmer und bleiben stets auf einem einzigen Ton, dem Bordun. Diese Stimmer können je nach Art als Oktave oder Quinte, selten auch als Prim, Terz und Quinte gestimmt sein.
Bodo Schulz, Dudelsackbauer erläutert eines seiner Instrumente, ein Nachbau aus dem frühen 17. Jahrhundert, nach einer Vorlage von Michael Praetorius:
"Das ist ein kleines Hümmelchen. Über die Herkunft des Namens streiten sich die Wissenschaftler: ob das von der Hummel kommt, weil es so einen schönen leichten Brummton hat - aber es gibt auch noch andere Ansichten. Das aber ist vielleicht nicht so wichtig. Wichtig ist: es ist ein kleines kammermusikalisches Instrument, ist sehr leise, also gut zu spielen in Innenräumen und eben für Hausmusik gut gedacht." Bodo Schulz
… aber auch nur, wenn man nicht in einem hellhörigen Neubau wohnt.
Schulz baut Instrumente aus dem Mittelalter, der Renaissance und des Barock, aus Deutschland, Frankreich oder Schottland.
"Mit dem Nachbau ist es, was die Instrumente betrifft, innerhalb Deutschlands schon schwierig, weil, es gibt eigentlich in keinem Museum richtig originale Dudelsäcke aus alter Zeit. Die Schäferpfeifen und die Hümmelchen und die Dudeys: da ist, soweit ich weiß, kein Exemplar irgendwo in Europa oder sonst wo vorhanden. Und die Herangehensweise ist natürlich in dem Fall immer nur so, dass man sich optisch rantastet. Es gibt Beschreibungen von Michael Praetorius in seinem "Syntagma musicum", die relativ genau sind, aber immer noch kein konkreter Anhaltspunkt, wo ist denn da der Ton, das muss man sich dann schon nach einer gewissen Basis errechnen und sich empirisch vorarbeiten." Bodo Schulz
Gespielt wurde die Sackpfeife oder der Dudelsack oft im Freien, bei Hochzeiten oder Kirchweihfesten, aber auch von Bettlern; auf manchen Bildern sieht man den Tod auf der Sackpfeife spielen.
Doch auch bei Hofe und in der Kammermusik war sie vertreten, etwa die französische Form des Dudelsacks, die Musette. Und eben dieses Instrument war es, das die Komponisten so bezaubernd fanden, dass sie ein Musikstück nach ihm benannten und darin den Dudelsack nachahmten; ein Musikstück
"von naivem, zartem Charakter, in langsamerem Tempo und gewöhnlich mit einem ausgehaltenen Bass, wie der Dudelsack, die Musette, ihn erzeugen kann." Jean-Jacques Rousseau
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 17. August 2014, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK