Die Verwandtschaft zum modernen Fagott ist beim Dulzian offensichtlich. Und doch klingt schon im Namen der Unterschied durch: Der Dulzian ist der sanftere der beiden.
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Die Familienverhältnisse bei den Fagotten sind kompliziert; fangen wir also mit dem einfachsten an, dem heutigen Sprachgebrauch: Unter einem Fagott versteht man die Instrumente der Familie, die aus vier Teilen zusammengesetzt werden - eine Bauweise, die seit der Mitte des 17. Jahrhunderts verbreitet ist. Zuvor - aber auch noch eine Zeit lang parallel - drechselte man den Korpus aus einem einzigen Stück Holz. Ein solches Instrument nennt man heute Dulzian.
Fagott und Dulzian funktionieren nach demselben Prinzip der Klangerzeugung: Das Mundstück besteht aus einem Doppelrohrblatt. Die konische Röhre hat die Form eines U, wobei die Seite länger ist, an deren Ende die Luft austritt.
Im 16. Jahrhundert waren noch die Schalmeien und Pommern die beliebtesten Doppelrohrblattinstrumente. Der Bass-Pommer war allerdings sehr unhandlich und so kam man auf die Idee, das extrem lange Rohr gewissermaßen zu falten.
Diesem neuen Instrument gaben die Menschen je nach Region verschiedene Namen:
In Deutschland etwa waren bis ins 18. Jahrhundert die Namen Fagott und Dulzian nebeneinander gebräuchlich.
Die moderne Verwendung der Begriffe suggeriert einen linearen Verlauf vom Dulzian zum Fagott, den es so nicht gegeben hat. Aber zur Unterscheidung der früheren einteiligen Bauform von der späteren vierteiligen ergibt diese moderne Sprachkonvention einen gewissen Sinn. Und so ist uns immerhin dieses schöne Wort erhalten geblieben: Dulzian. Schwingt darin nicht wesentlich mehr vom Klangcharakter des Instruments mit als bei Fagott, Bassoon und all den anderen Namen?
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 23. November 2014, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK