Stimmt die Intonation nicht, kann einem das schon mal die Schuhe ausziehen. Das Wort Intonation hat allerdings noch mehr Bedeutungen als "Stimmung".
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"Stay tuned" – "Bleiben Sie dran" sagt der Angelsächsische Radio- oder Fernsehmoderator, wenn er das Publikum bei Laune halten will. "Tune" ist ein schillerndes Wort im Englischen. Wir kennen es vor allem aus der Hi-Fi-Technik, zu der man einen Tuner braucht und vom Auto frisieren, dem Tuning. In erster Linie aber bedeutet "tune" als Substantiv "Melodie" und als Verb "stimmen". Etymologisch verwandt ist "tune" mit "intonation" im deutschen "Intonation", damit Musik sauber und rein klingt, also "in tune", wie man im Englischen sagt, braucht man eine gute Intonation, sowohl beim Singen als auch beim Spielen eines Blas- oder Streichinstruments.
Dies ist eine Bedeutung von Intonation, das richtige Treffen eines Tons und die Einhaltung einer bestimmten Tonhöhe durch den Sänger, den Bläser oder den Streicher. Voraussetzung dafür ist die Vorgabe eines Todes zur Orientierung. Auch dies bedeutet Intonation; im Symphonieorchester gibt die Oboe das A vor, sie intoniert das A, damit die anderen Instrumente sich daran orientieren. Intonation ist zudem ein Fachbegriff im Bau und in der Pflege von Tasteninstrumenten. Der Klavierstimmer zum Beispiel intoniert das Klavier durch Stechen oder Abfeilen des Hammerkopfes oder Hammerstils zur Optimierung des Klangs.
In der Ära der alten Musik vom Mittelalter bis zum Ende des 17. Jahrhunderts bedeutet Intonation zweierlei: im gregorianischen Choral, zumal in der Messe bezeichnet der Terminus den solistischen Vortrag der eröffnenden Phrase durch den Priester oder Kantor, bevor anschließend alle Sänger einsetzen. In der Kirchenmusik steht seit dem 16. Jahrhundert Intonation oder Intonatio auch für ein improvisiertes oder komponiertes Orgelstück, das für den folgenden Gesang Duktus und Tonart vorgibt.
Eine Intonatio in diesem Sinn ist in jener Zeit des Frühbarocks vielfach identisch mit anderen Formen und Gattungen wie Intrada oder Introitus, Präludium und Fantasia. Im 18. Jahrhundert ist der Gattungsbegriff Intonatio verschwunden, und auch im 19. und 20. Jahrhundert wurden kaum mehr Stücke unter dieser Bezeichnung komponiert. Was bleibt, sind die modernen Bedeutungen von Intonation. Joseph Haydn hat das Intonieren und Stimmen im Finale seiner Symphonie Nummer 60 auskomponiert und zugleich damit parodiert.
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 2. November 2014, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK