"La Grand Ecurie et la Chambre du Roi" – diesen wohlklingenden Namen gab Jean-Claude Malgoire seinem Originalklang-Ensemble, mit dem er sich auf die Suche nach dem authentischen Klang – nicht nur der Alten Musik – machte.
Bildquelle: picture-alliance/dpa
"Ich erinnere mich noch sehr gut an "La Grande Ecurie" unter der Leitung von Jean-Claude Malgoire. Dieses Orchester war ja eines der ersten Barockensembles der historischen Aufführungspraxis in Frankreich und hatte einen hervorragenden Ruf in der Alte-Musik-Szene. Wir waren damals sehr stolz, dass dieses renommierte Ensemble bei den Tagen Alter Musik in Regensburg gastierte. Jean-Claude Malgoire war ein imponierender Dirigent, der sein Orchester ohne jegliche Kapellmeisterattitüde, ich möchte sagen, in einer gewissen Laissez-faire-Haltung zu ausgezeichneten Leistungen anspornte." Ludwig Hartmann
So erinnert sich Ludwig Hartmann, einer der künstlerischen Leiter der bekannten Tage Alter Musik in Regensburg, an den Auftritt von Jean-Claude Malgoire und seinem Orchester "La Grand Ecurie et la Chambre du Roi" im Jahr 1986. Damals bestand dieses Orchester - eines der ersten auf historischem Instrumentarium musizierenden überhaupt - bereits seit 20 Jahren. Malgoire, vormals als junger Oboist und Englisch-Hornist beim "Orchestre de Paris" tätig, gründete dieses Ensemble 1966, aus Neugier, wie es wohl wäre, Barockmusik - zunächst vor allem aus Frankreich - in authentischer Aufführungsweise zu spielen.
Freilich entsprachen damals noch nicht alle Instrumente der Ensemblemitglieder dem barocken Original, denn in den 60er Jahren hatte sich noch kaum ein Instrumentenbauer jemals mit solchen Exoten seines Fachs beschäftigt. So wurden einzelne Orchestermitglieder selbst zu Instrumentenbauern.
Der Name des Ensembles übrigens geht auf La Grande Ecurie, den königlichen Marstall in Versailles zurück, in dem im 17. und 18. Jahrhundert die Reitübungen des Adels von mehreren Ensembles musikalisch untermalt wurden, so dass La Grande Ecurie seinerzeit auch synonym für hochkarätige Musikaufführungen in großem Rahmen stand. Mit La Chambre du Roi dagegen bezieht sich Malgoire auf die Kammermusik, wie sie in den Privatgemächern der Könige erklang.
Die heutige Grande Ecurie hat ihre Heimat allerdings nicht in Versailles, sondern seit 1981 im nordfranzösischen Tourcoing, wo Jean-Claude Malgoire damals das Atelier lyrique begründete, ein Theater, in dem Musik vom Mittelalter bis heute aufgeführt wird, und von Kammermusik bis zur großen szenischen Opernproduktion - immer jedoch mit möglichst authentischem Instrumentarium, das die Musiker zur Not nach wie vor auch selbst bauen.
So hat das Ensemble "La Grande Ecurie et la Chambre du Roi" sein Repertoire vom Barock bis in die Klassik, Romantik und Moderne ausgedehnt, wobei Malgoire vor allem mit Musikern zusammenarbeitet, die sowohl barocke oder klassische, als auch moderne Instrumente spielen können - auf dass Mauricio Kagel ebenso authentisch klinge, wie Rameau, Händel oder Mozart. Viele Epochen also, aber ein Grundsatz in der Interpretation, wie Malgoire betont: Man versuche bei jeder Art von Musik zu zeigen, wie modern sie sei!
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 25. November 2012, 13.05 Uhr auf BR-KLASSIK