Er stand nie in der ersten Reihe der großen Komponisten des deutschen Spätbarocks – trotzdem lohnt sich die Beschäftigung mit der Musik Johann Friedrich Faschs, von dem nicht nur bezaubernd schöne Orchesterouvertüren überliefert sind.
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Er war nicht der einzige große Komponist, den der musikalische Weltgeist in jenen Jahren zwischen dem Thüringer Wald und der Elbe unter seine Fittiche nahm wie seine fast gleichzeitig geborenen Landsleute Bach, Händel und Telemann. Wie Telemann stammt Fasch aus einer Dynastie von Lehrern und Pastoren. Auch er studiert in Leipzig Theologie und beide Rechte, und wie Telemann gründet er in Leipzig ein Collegium Musicum, schon das zweite, das dem armen Thomaskantor Johann Kuhnau, der auch noch Faschs ehemaliger Lehrer in musikalischen Dingen war, die Pfründe streitig macht. Überhaupt ist Telemann das große Vorbild für den sechs Jahre jüngeren.
"Endlich hatte ich gar die Verwegenheit, da die Telemannischen Ouverturen bekannt wurden, auch eine auf solchen Schlag zu versuchen. Ich setzte sie aus, und da die Primaner ein Collegium Musicum hielten, gab ich sie unter dessen Rahmen zur Probe hin, und sie glaubten, zu meiner Freude, daß solche von Ihm wäre. Bey dieser Gelegenheit kann ich nicht umhin, es öffentlich zu bekennen, daß ich aus meines geehrtes- und geliebtesten Freundes, des Herrn Capellmeister Telemanns schönen Arbeit damahlen, meist alles erlernte."
Nach Ende seines Studiums 1713 unternimmt Fasch eine musikalische Fortbildungsreise zum Darmstädter Hofkapellmeister Christoph Graupner. Die Erneuerung einer alten Freundschaft und für die Nachwelt ein Glück, denn viele Kompositionen Faschs sind einzig in Darmstadt erhalten. 1722 wird Fasch hochfürstlich Anhalt-Zerbstischer Kapellmeister und bleibt es bis zu seinem Tod 36 Jahre später. Von Zerbst aus pflegt er seine Kontakte: vor allem zum kurfürstlichen Hof in Dresden und dem dortigen Hofkapellmeister Johann Georg Pisendel.
Die manchmal geradezu experimentell anmutenden Instrumentalbesetzungen vieler seiner Orchesterouvertüren sind wohl der Dresdner Hofkapelle auf den Leib geschrieben. Oft doppelte Bläser bis hin zu den Hörnern und Fagotten, der Einsatz des irisierenden Chalumeaus: all das macht den Charme von Faschs Orchestermusik aus, einer temperamentvollen, emotionsgesättigten Musik voller reicher, ausgefallener Parfüms und Farben. Einer Musik, die mit ihren eleganten Melodien, ihrem gekonnten, oft aber nur mehr angedeuteten Kontrapunkt, ihren zart federnden Rhythmen schon aufbricht in Richtung des vorklassischen Stils, ohne indes ihre Wurzeln jemals zu verleugnen.
1758 ist Johann Friedrich Fasch in Zerbst gestorben. Zu seinen Lebzeiten ist kein einziges seiner Stücke im Druck erschienen: Ouvertüre, Sinfonien, Konzerte, Kantaten, Kammermusik in vielfältigsten Besetzungen. Nun wird er rasch vergessen. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts beginnt man seine Musik wieder zu schätzen als eine der letzten, feinsten Blüten des deutschen Spätbarocks.
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 29. Dezember 2013, 13.05 Uhr auf BR-KLASSIK