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Johann Staden Italienbegeisterter Komponist in Nürnberg

Nein, er steht nicht in der ersten Reihe, wenn es um Komponisten des Frühbarock geht. Bei näherer Beschäftigung mit seiner Musik zeigt sich dann aber schnell, dass es im Werk von Staden noch viel Großartiges zu finden gibt.

Johann Staden: deutscher Organist und Komponist; (1581-1634) | Kupferstich von Johann Pfann | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

"Einen Komponisten, den ich wirklich für mich entdeckt hab im Bereich der Tastenmusik, ist Johann Staden. Ich kannte ihn vorwiegend von vokaler Musik und Ensemble-Musik." (Bernhard Klapprott)

Bei der Recherche für ein Konzert mit frühbarocker Musik von Nürnberger Komponisten stieß der Cembalist, Organist und Ensembleleiter Bernhard Klapprott auf Musik von Johann Staden; einem Protagonisten des blühenden Musiklebens in Franken um 1600.

"Die Tastenmusik von ihm finde ich auch sehr reizvoll und es waren einige Werke im Konzert dabei, die ich mir habe schicken lassen von einem Mikrofilm, der in Turin liegt. Das scheint noch relativ unbehandelt zu sein. Es war für mich sehr reizvoll, diesen Komponisten auch mit nicht bekannten Werken für Tasteninstrumente zu entdecken." (Bernhard Klapprott)

Nürnberg im Frühbarock

In der Zeit um 1600, als sich die Renaissance dem Ende zu neigt und der Barock beginnt, da gibt es in Nürnberg etliche exzellente Musiker, die die Stadt zu einem Zentrum der damals aktuellen Musik machen.

 "Johann Staden, ein Musicus, geboren anno 1581, applicirte sich auf die Musique aus einer besonderen Neigung, gleich von zarter Jugend an, und avancirte bey seinem beständigen Fleiß darinnen in wenigen Jahren so weit, daß er schon in dem 18.Jahr seines Alters zu Nürnberg mit Ruhm einen Organisten abgabe." (Johann Gabriel Doppelmayr "Historische Nachricht von den Nürnbergischen Mathematicis und Künstlern", 1730)

Diese Lobrede findet man in dem Buch "Historische Nachricht von den Nürnbergischen Mathematicis und Künstlern", das Johann Gabriel Doppelmayr knapp 100 Jahre nach Stadens Tod veröffentlicht. Später wird Staden noch Organist im Dienst des Markgrafen Christian in Bayreuth und Kulmbach sein, es verschlägt ihn auch kurz nach Dresden an den Hof des sächsischen Kurfürsten. Die meiste Zeit seines Lebens verbringt er allerdings in Nürnberg, wo er in der Spitalkirche, in St. Sebald und in der Lorenzkirche als Organist tätig ist. Und er komponiert.

"Von seiner Composition findet man eine und andere Wercke, die er unter dem Titul der Kirchen-Music, Haus-Music und Davids-Harpffen, bey geistlichen Gesängen und Psalmen zu verschiedenen Jahren edirte, daraus noch zu ersehen, wie dieser in solcher sich als einen zu seiner Zeit habilen Mann ebenfalls gezeiget." (Johann Gabriel Doppelmayr "Historische Nachricht von den Nürnbergischen Mathematicis und Künstlern", 1730)

Imitation italienischer Musik

Der bedeutendste Teil von Stadens Werk sind seine geistlichen Stücke. Zwischen Nürnberg und Italien, insbesondere Musikern in Venedig, besteht zu seiner Zeit ein reger Austausch. Er studiert die Noten von Giovanni Gabrieli oder Lodovico Viadana und schreibt im Vorwort zu seiner Sammlung "Harmoniae sacrae", dass er in "Nachahmung" der italienischen Meister komponiert, die italienische Komponierweise war damals das non plus ultra. Nicht zuletzt seine mehrchörigen Werke zeugen davon.

Mag Johann Staden auch hinter Zeitgenossen wie Schein, Scheidt, Schütz oder auch Hans Leo Hassler zurückstehen, so lohnt die Beschäftigung mit seinem Werk doch allemal, will man einen Eindruck der prachtvollen Vielfalt des Frühbarocks nördlich der Alpen aufleben lassen.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 27. Mai 2018, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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