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John Dowland Bedeutender Lautenvirtuose und Komponist der Spätrenaissance

Wenn es den einen, den besten gibt unter all den virtuosen Lautenisten und Komponisten für die Laute, die jahrhundertelang eines der populärsten Musikinstrumente war, dann ist es der Engländer John Dowland.

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Wenn sogar eine Pop-Ikone wie der britische Sänger Sting sich auf einer ganzen CD seinem 400 Jahre vor ihm lebenden Landsmann John Dowland widmet, dann muss an dem Werk dieses bedeutenden Lautenkomponisten etwas dran sein, was uns noch heute fasziniert. Popstar Sting, begleitet von dem virtuosen bosnischen Lautenspieler Edin Karamazow, ist sicher nicht der optimale Interpret dieser Lieder, aber er hat es geschafft, vielen Menschen den Komponisten näher zu bringen, den schon seine Zeitgenossen für einen ganz Großen hielten und als "englischen Orpheus" bezeichneten.

"O Dowland, unversehens raubst du meine Sinne. Die Saiten, die du zupfst, überwältigen mein Herz."

Das schrieb etwa der Dichter und Komponist Thomas Campion 1595 über Dowland, der selbst ein hervorragender Könner auf der Laute war.

LOB AUCH VON KOLLEGEN, SOGAR VON SHAKESPEARE

Das im elisabethanischen Zeitalter populärste Musikinstrument spielte anscheinend niemand meisterhafter als John Dowland. Das bestätigte auch der im selben Jahr geborenen Poet Joshua Sylvester.

"Denn einen alten, rauen, vergammelten, tonlosen Kasten weiß der berühmte Dowland so zu handhaben, dass er süßere Musik hervorbringt als die erlesenste Laute in der groben Hand eines albernen Raubeins."

Und kein Geringerer als der große William Shakespeare widmete ihm sogar zwei Zeilen in seinem Zyklus "Der verliebte Pilger":

"Du gibst dich Dowlands Melodien hin
von ihres Wohlklangs Zauber eingehüllet."

VIRTUOSER MELANCHOLIKER

John Dowland, über dessen Herkunft und Kindheit man nichts weiß - die erste Aufzeichnung besagt, dass er als 17-jähriger Diener des königlichen Botschafters für einige Jahre nach Paris ging, um dort das Lautenspiel zu vervollkommnen - war aber nicht nur ein perfekter Virtuose auf dem schwer zu spielenden Instrument, sondern auch ein Maßstäbe setzender Komponist. 1597 erschien sein "First Booke of Songes or Ayres" mit Lautenliedern im Druck, das ihm sofort einen hochdotierten Posten am dänischen Königshof eintrug.

Zwei weitere Bücher mit Lautenliedern entstanden, die ihn europaweit zu einem der bekanntesten und bedeutendsten Liedkomponisten machten. Außerdem komponierte er etwa hundert anspruchsvolle Stücke für Laute solo und eine bedeutende Sammlung für Gambenconsort mit Lautenbegleitung, die einen Höhepunkt in der Entwicklung hin zu einer selbständigen Instrumentalmusik in der Renaissance darstellt. Doch John Dowlands sehnlichster Wunsch, Hoflautenist bei der englischen Krone zu werden, erfüllte sich erst sehr spät, als der fast Fünfzigjährige seinen Zenit schon weit überschritten hatte. Dowland hatte nicht unbedingt das Talent zum Glücklichsein - und das hört man auch. Was seine Musik bis heute anziehend macht, ist möglicherweise ihre so angenehm sanfte Melancholie.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 11. August 2013, 13.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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