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Madrigal Gattung der mehrstimmigen Musik

Wie wunderbar ein Gedicht vertont und dadurch verschönert werden kann, das zeigen die Madrigale, die während der Renaissance in Italien entstanden.

Bildquelle: gemeinfrei

"Il bianco e dolce cigno" - "Der weiße und sanfte Schwan": Mit diesen Worten beginnt eines der berühmtesten Madrigale des 16. Jahrhunderts. Der Komponist Jacques Arcadelt hat es 1539 in Venedig veröffentlicht. Die Zeitgenossen rühmten es als Inbegriff eines klassischen Madrigals: Man lobte die vollkommene Ausgewogenheit von Deklamation, Melodik und Klang, bewunderte insbesondere die "nobile sprezzatura", die edle Leichtigkeit und Gelassenheit, der man die komplexe Kompositionsarbeit nicht anhört.

HITS AUS ARCADELTS FEDER

Arcadelts Madrigale waren Bestseller. Sein erstes Madrigalbuch von 1539 erschien bis 1654 in mindestens dreiundvierzig Ausgaben - kein anderer Druck in dieser Zeit wurde so oft aufgelegt. Allein an diesen Zahlen sieht man: Das Madrigal war die Königsdisziplin der Kompositionskunst während der Spätrenaissance, vergleichbar etwa mit dem Streichquartett zur Beethoven-Zeit.

Die Komposition von Madrigalen begann im 14. Jahrhundert. Das Wort kommt vermutlich von dem lateinischen Begriff Cantus matricalis - Gesang in der Muttersprache. Damit ist schon das Besondere am Madrigal genannt - in einer Zeit, in der in ganz Europa noch das Lateinische die Sprache der Kirche und der Gelehrten war.

MUSIK UND DICHTUNG HAND IN HAND

Das Madrigal war stets eine poetisch-musikalische Form, es entwickelte sich in engem Austausch mit der italienischen Dichtung, insbesondere mit den Werken Petrarcas und seiner humanistischen Nachahmer.

Adrian Willaert und Cipriano de Rore gaben dem Madrigal um 1550 seine individuelle Klangsprache im Rahmen eines höchst kunstvollen kontrapunktischen Satzes. Dabei treten besonders die Merkmale hervor, die man später als Madrigalismen bezeichnete: die Komponisten deuteten den Text möglichst plastisch aus, brachten Dramatik in die Musik, indem sie die Gefühlswelt des Dichters gezielt unterstrichen durch Dissonanzen, chromatische Wendungen und unerwartete Tonartwechsel, indem sie die rhythmische und klangliche Intensität des Tonsatzes auf die Spitze trieben. Unübertroffen in dieser Hinsicht sind die expressiven Madrigale aus der Feder von Carlo Gesualdo da Venosa, einem der letzten großen Meister, die das polyphone Madrigal um 1600 noch einmal zu einer späten Blüte brachten.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 14. November 2010 um 13.05 Uhr, auf BR-KLASSIK

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