Carlo Gesualdo war ein italienischer Renaissance-Fürst, sehr wahrscheinlich ein Mörder – und ein begnadeter Komponist, dessen Werke weit in der Zukunft liegende Klangwelten wie Visionen heraufbeschwören. Sein Madrigal "Moro, lasso, al mio duolo" bearbeitet in unvergleichlich intensiver Tonsprache die Qualen eines schuldig gewordenen, von Gewissenspein gepeitschten Menschen.
Bildquelle: Wikipedia
Komponist:
Carlo Gesualdo da Venosa
Zeit und Ort:
1611, Castello di Gesualdo, Italien
In den Top 99, weil:
Carlo Gesualdo vor 400 Jahren besonders mit diesem Werk in geradezu visionärer Klangsprache ein Tor in die Moderne des 20. Jahrhunderts aufstieß.
Wem dieses Stück gefällt, der mag auch:
alle anderen Madrigale von Gesualdo oder die seines bis heute populäreren Zeitgenossen Claudio Monteverdi.
Empfehlenswerte Einspielungen:
Philippe Herreweghe (Leitung), Collegium Vocale Gent
Vom selben Komponisten auch hörenswert:
Die herrliche 6-stimmige Motette "Tenebrae factae sunt" zum Karfreitag aus den Responsorien für die Karwoche von 1611.
Wussten Sie übrigens, dass:
die ermordete erste Frau Gesualdos, Maria d'Avalos, einen komponierenden Nachfahren hatte? Der 2014 verstorbene Francesco d'Avalos schrieb denn auch 1992 ein Musikdrama über das Schicksal der unglückselige Ahnin.
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 30. August 2020, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK