Auch, wer des Lateinischen nicht mächtig ist, soll verstehen, was in der Kirche gesprochen wird - und die Texte von Luthers Kirchenliedern.
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Dass Martin Luther ein großer Theologe war, ist unbestritten; hier soll nun aber sein Einfluss auf die Musik seiner Zeit und bis heute betrachtet werden. Martin Luther, 1483 in Eisleben im heutigen Sachsen-Anhalt geboren, war der Musik stets zugetan. Er war ein guter Sänger und er spielte Laute, zu seiner Zeit ein überaus populäres Instrument. So war es nur nahe liegend, dass ihm neben den großen Änderungen in der Kirche auch die Neugestaltung der Kirchenmusik am Herzen lag. Bis dahin wurden in den Kirchen fast ausschließlich lateinische Texte gesungen.
"Man muss nicht die Buchstaben in der lateinischen Sprachen fragen, wie man soll deutsch reden, wie diese Esel tun, sondern man muss die Mutter im Hause, die Kinder auf der Gassen, den gemeinen Mann auf dem Markt drum fragen und denselbigen auf das Maul sehen, wie sie reden und darnach dolmetschen, so verstehen sie es denn, und merken, dass man deutsch mit ihn' redet."
Was Luther hier in seinem Sendbrief vom Dolmetschen schreibt, gilt für seine Übersetzung der Bibel ebenso wie für deutschsprachige Texte von Kirchenliedern. Er sah es als Notwendigkeit an, in der Alltagssprache der Bevölkerung zu sprechen und auch zu singen, wie etwa in "Jesaia, dem Propheten, das geschah", auch bekannt als "Das deutsche Sanctus".
Martin Luther schrieb den Text selbst zu diesem Messteil, der das lateinische Sanctus ersetzte. Für die Komposition holte er sich Unterstützung bei seinem Zeitgenossen Johann Walter. Walter, der Komponist, sagte über Luthers Werk, es sei
"unter andern aus dem deutschen Sanctus zu ersehen, wie er alle Noten auf dem Text nach dem rechten Accent und Concent so meisterlich und wohl gerichtet hat."
Luther arbeitete mit Johann Walter zusammen, so eng, dass nicht ganz klar ersichtlich ist, wie viel der Musik nun von Luther und wie viel von Walter stammt. So ist es mit etlichen Luther- Liedern, wie auch mit vielen anderen Dingen: ein halbes Jahrtausend später lässt sich die exakte Entstehung nicht mehr rekonstruieren. Mindestens 35 Kirchenlieder von Martin Luther gibt es, vielleicht sogar mehr als 40. Von 20 soll neben dem Text auch die Melodie von Luther verfasst worden sein.
Luthers Idee, in der Kirche in der Alltagssprache zu singen, diese Idee setzte sich durch. Auch noch Jahrhunderte nach Luthers Tod nahmen Komponisten von Luther übersetzte Texte und vertonten diese. Manchmal auch mit einer von Luther geschriebenen Melodie, wie z. B. in Johann Sebastian Bachs Kantate "Christ lag in Todesbanden". Und spätestens alljährlich in der Weihnachtszeit, wenn überall Luthers "Vom Himmel hoch" gesungen wird, spätestens dann ist wieder klar, dass seine Kirchenmusik auch heute noch aktuell ist.
Wie Martin Luther sagte:
"Musica ist das beste Labsal einem betrübten Herzen dadurch das Herze wieder zufrieden, erfrischt und erquickt wird."
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 6. November 2016, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK