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Minnesang Liebeslied des Mittelalters

Die Liebe… wird und wurde immer schon besungen. Im Mittelalter haben das die Minnesänger getan – ihre Werke verzaubern noch heute.

Bildquelle: wikimedia/Clfaster

"Sag mir einer, was ist Minne?
Weil ich einiges weiß, so wüsst' ich gerne mehr."

Ein Text des Minnesängers Walther von der Vogelweide - geschrieben im Mittelalter, vertont im 20.Jahrhundert von Ernst Lothar von Knorr. Knorr hat sich hier eines mittelhochdeutsch verfassten Textes bedient, den er dann aber in der Übertragung ins Neuhochdeutsche verwendet. Mit seinem Faible für Texte des Mittelalters ist Knorr nicht alleine, auch schon Edvard Grieg, Engelbert Humperdinck oder Richard Wagner sind dem Zauber der Minnesänger erlegen.

Texte von Minneliedern sind uns zahlreich überliefert, von Heinrich von Morungen, Oswald von Wolkenstein, von Dietmar von Aist oder Friedrich von Hausen. In der Großen Heidelberger Liederhandschrift, auch Codex Manesse genannt, in der Kolmarer Liederhandschrift oder der Würzburger Handschrift.

FORSCHUNGSGEGENSTAND MUSIKALISCHE UMSETZUNG

Die Überlieferung der Musik zu den Minnelieder-Texten ist sehr viel dürftiger. Zum einen sind viele Texte einfach ganz ohne irgendwelche Noten aufgeschrieben. Zum anderen haben die Musiker damals ihre Stücke in Neumen notiert, jener frühen Notation, die zwar einen Melodieverlauf anzeigt, aber keinen Rhythmus; und heute unterschiedlich ausgelegt werden kann. Auch die Frage, mit welchen Instrumenten die Lieder begleitet wurden, ist nicht letztgültig geklärt. Oder ob überhaupt gleichzeitig oder doch eher abwechselnd gespielt und gesungen wurde. Auf Bildern sieht man den Minnesänger zusammen mit den typischen Instrumenten seiner Zeit, mit Fiedel, mit Trommel, mit Harfe oder mit Sackpfeife.

"Oh weh, dass doch mit Liebe andauernd Leid einhergeht. Minne will es so und empfiehlt, dass man darüber schreibt."

Und es wurde viel geschrieben, wie hier vom "Wilden Alexander", dessen Lieder in verschiedenen Handschriften überliefert sind und der als wilder Reiter auf einem schwarzen Pferd porträtiert wird.

ACH, DIE LIEBE!

Geschrieben wurde über die Liebe eines Mannes zu einer Frau, und zwar über die unerwiderte Liebe. Das ist die so genannte "Hohe Minne": ein Sänger, der in heißer Liebe zu einer Dame entbrannt ist, die gesellschaftlich über ihm steht und daher unerreichbar ist. Was den Minnesänger keinesfalls davon abhält, ihr zu huldigen - das Minneparadox. Im Gegensatz dazu die "Niedere Minne", die - zumindest im sexuellen Aspekt - erfüllte Liebe, oft zu einem einfachen Bauernmädchen.

ZWISCHEN DEN ZEILEN ZU LESEN

Ausgeschmückt sind die Minnelieder mit einer recht blumigen Sprache, manchmal auch durchaus derb. Und voll Symbolik: der Frühling, der natürlich für das Erwachen steht. Die Lerche, die den Tagesanbruch und damit - in der niederen Minne - das Ende der nächtlichen Freuden verkündet oder der Lindenbaum mit seinen herzförmigen Blättern, den Walther von der Vogelweide in einem seiner berühmtesten Minnelieder besingt.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 2. August 2015 um 12.05 Uhr, auf BR-KLASSIK

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