Die Musikgeschichte hat einige kuriose Instrumente hervorgebracht – in die Sammlung der eigenwilligsten gehört ganz klar das Trumscheit, auch Nonnentrompete genannt.
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Das Trumscheit ist wohl das seltsamste Streichinstrument des Abendlandes. Es stammt aus dem Mittelalter und besteht aus einem ca. zwei Meter hohen Kasten in Dreiecksform. Dieser ist mit nur einer einzigen Darmsaite bespannt. Man kann auf ihm auch nur einen Ton spielen – oder als Flageolettöne die Obertöne dieses Grundtons. Deshalb war für den Musiktheoretiker Heinrich Glarean das Trumscheit vor allem ein Werkzeug zur Demonstration der Intervalle.
Um 1650 wurde das Trumscheit von einer engen Verwandten abgelöst, der Tromba Marina, auch Marientrompete genannt. Sie wurde im 17. und 18. Jahrhundert hauptsächlich in Klöstern und Kirchen der Alpen gespielt. Dort benutzte man sie wegen ihres schnarrenden Tones als Ersatz für die Trompeten, deren Einsatz in der Kirche verboten war.
Besonders beliebt war die Tromba marina in Frankreich zur Zeit Ludwig XIV. Dort hieß sie Trompette marine und war Bestandteil der Grande Écurie, einer der wichtigsten Abteilungen des königlichen Hofes. Der einzige namentlich bekannte Trompette marine-Virtuose, Jean-Baptiste Prin, erinnert sich 1742:
"„Nachdem man mich in Lyon spielen gehört hatte, wurde ich ein gefragter Musiker. Ich bildete zahlreiche Schüler aus, und ließ von zwei erfahrenen Instrumentenbauern Trompettes marines nach meinen Vorstellungen konstruieren. Dieses Instrument, das in Wahrheit nur von denjenigen verachtet wird, die es nicht kennen."
In der etwa hundertjährigen Blütezeit wurden über 300 Kompositionen für die Trompette marine geschrieben, unter anderem von Jean-Baptiste Lully und Alessandro Scarlatti. Danach taucht sie bis Ende des 19. Jahrhunderts nur noch gelegentlich als Straßeninstrument auf.
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 15. August 2010, 13.05 Uhr auf BR-KLASSIK