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Überraschender Karriere-Start Arturo Toscanini springt als Dirigent ein

Rio de Janeiro, 30. Juni 1886. In Orchestermontur tritt der junge Cellist Arturo Toscanini ans Dirigierpult: Ihm bleibt keine andere Wahl, denn das Konzert ist kurz davor zu platzen. Das Publikum im Theater tobt, verblüfft über diese Wendung. Toscanini beherrscht die Technik nicht, aber er fängt an zu dirigieren – der Beginn einer Weltkarriere.

Arturo Toscanini in der Mailänder Scala 1946  | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Toscanini ist gerade mal 19 Jahre alt, frisch vom Konservatorium und Cellist in einer Opernkompanie, die der Italiener Claudio Rossi für eine Brasilien-Tournee zusammengestellt hat. Auf der Überfahrt – vier lange Wochen – hatte Toscanini am Klavier zusammen mit den Sängern die Partien einstudiert. In São Paulo hatten sie dann den Dirigenten kennengelernt: Er war Brasilianer und ein Stümper. Die zwei Monate in São Paulo hatten sie leidlich überstanden, in Rio de Janeiro allerdings waren sie schon am ersten Abend ausgebuht worden, und die Kritiken waren vernichtend. So ging es nicht weiter. Am Abend der dritten Vorstellung in Rio tritt der Ballettmeister vor den Vorhang: Der Dirigent sei leider unpässlich und sein Stellvertreter würde die Aufführung leiten. Das Publikum aber buht weiter. Der Mann ist Italiener und man will hier keinen italienischen Dirigenten sehen. Was jetzt? Wenn sie die Aufführung abbrechen, reicht das Geld nicht einmal, um wieder nach Hause zu fahren.

In Orchestermontur ans Dirigentenpult

In der Not schlägt eine Chordame den jungen Burschen am Violoncello vor. Er hat mit ihnen auf der Überfahrt geprobt, er kann alles auswendig, er soll dirigieren. Und so tritt Arturo Toscanini in seiner Orchestermontur hinaus ans Pult. Das Publikum – verblüfft über diese Wendung – ist gespannt, und Toscanini fängt an zu dirigieren: "Aida". Er beherrscht die Technik nicht, aber er dirigiert. Die Aufführung gerät wunderbar, das Publikum rast vor Begeisterung, und die Zeitungen rühmen den "bartlosen Jüngling", der angeblich über 120 Opern auswendig kann. Toscanini leitet alle weiteren Vorstellungen, die Tournee ist ein Triumph, und der Kaiser von Brasilien schenkt ihm einen Diamantring.

Beginn einer Weltkarriere

In der Heimat weiß man davon nichts. Und so schickt sich Toscanini zu Hause an, wieder das zu tun, was er gelernt hat: Cello spielen in einem Opernorchester. Ein Tenor der Brasilien-Tournee jedoch wundert sich und verschafft ihm ein erstes Dirigat an der Scala. "Diesem Mann", hat Toscanini später gesagt, "verdanke ich meine Karriere".

Das NBC Symphony Orchestra unter Arturo Toscanini (1944)

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Arturo Toscanini | Bildquelle: Agatarco (via YouTube)

Arturo Toscanini

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Sendung: "Allegro" am 30. Juni 2023 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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