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25. April 1918 - Astrid Varnay wird geboren Flexible Künstlerin

Betrat sie die Bühne, beherrschte sie diese: Bühnenpräsenz und Ausstrahlung sondergleichen waren ihr Markenzeichen. An der Metropolitan Opera New York und bei den Bayreuther Festspielen gehörte eine der bedeutendsten Opernsängerinnen des 20. Jahrhunderts zu den tragenden Säulen des Spielbetriebs. Am 25. April 2018 wäre Astrid Varney 100 Jahre alt geworden.

Für Astrid Varnay hätte der Begriff der Bühnenpräsenz erfunden werden müssen: Mimisches, Gestisches, Körpersprachliches sorgte bei ihr für Elektrizität. Die repräsentativen Partien des Charakterfachs – Richard Strauss' Herodias in "Salome" oder Klytämnestra in "Elektra" – nutzte die geborene Sängerdarstellerin zu messerscharf gemeißelten Porträts, als ihre ausdrucksgeladene Stimme den jeweiligen Titelpartien entwachsen und für sich genommen keine Attraktion mehr war. Ohnehin war Bestandteil des Faszinosums Varnay schon immer eine eindrucksvolle Mittellage und Mezzo-Färbung gewesen. Das konnte man schon in ihren Anfängen feststellen, als sie noch im hochdramatischen Sopranfach unterwegs war.

Sensationeller Karrierestart

In Stockholm als Kind ungarischer Eltern geboren, wurde die USA dem kleinen Mädchen Astrid zur neuen Heimat. Schon mit zwei Jahren war sie dorthin gekommen. Den Karrierestart absolvierte die Amerikaniern mit sensationellen 23 Jahren an der Metropolita Opera in New York als Einspringerin für Lotte Lehmann, acht Tage später als Einspringerin für Helen Traubel. Im einen Fall schlüpfte sie ins Gewand der Sieglinde, im anderen Fall in das der Brünnhilde. Wagners "Walküre" bildete für Astrid Varnay das Sprungbrett zum Welterfolg. An der Met übernahm sie insgesamt in rund 20 Spielzeiten mehr als ebenso viele Rollen – in über 150 Vorstellungen.

Ich wuchs an meinen Regisseuren und vielleicht habe ich denen auch ein bisschen Impetus gegeben.
Astrid Varnay

Keine Wagnerrolle, sondern eine Verdi-Partie war es, mit der Astrid Varnay in jungen Jahren Leute wie den Schauspieler und Regisseur Gustaf Gründgens zutiefst beeindruckte: Lady Macbeth! Es lag ihr im Blut, abgründige Figuren zu formen – eine Begabung, der stimmlich eine typische Schärfe in der Höhe schon früh zugutekam.

Ohne Astrid Varnay wäre "Neu-Bayreuth" nicht gewesen, was es war

Opernsängerin Astrid Varnay zusammen mit (l-r) Wieland Wagner, Kammersänger Trepptow, Wolfgang Wagner, Professor Otto Hartmann und Bürgermeister Rollwagen während der Bayreuther Festspiele 1951. | Bildquelle: picture-alliance/dpa Opernsängerin Astrid Varnay zusammen mit (l.) während der Bayreuther Festspiele 1951. | Bildquelle: picture-alliance/dpa Zwischen 1951 und 1968 gehörte sie als Konkurrentin Martha Mödls, als Partnerin Wolfgang Windgassens oder Hans Hotters zu den tragenden Säulen des Festspielbetriebs auf dem Grünen Hügel. Für die entrümpelte Regie-Ästhetik des Komponistenenkels Wieland Wagner war eine Hochdramatische mit solcher Ausstrahlung Gold wert. An der Sängerin bewunderte er nicht als einziger die Suggestionskraft einer begnadeten Tragödin, ihr spürbares Interesse an der Psyche, an der Emotionalität, am Intellekt einer Bühnenfigur. Dazu kam eine üppige Stimme, ein gewissermaßen archaisch anmutendes Timbre.

Man hat mich zum Denken und Agieren geführt.
Astrid Varnay

Interpretationsgeschichte schrieb Astrid Varnay mit der Wunschmaid Wotans, Brünnhilde, aber auch mit Isolde, Kundry und Senta. Insbesondere als Ortrud im "Lohengrin" konnte sie ihre darstellerischen Stärken ausagieren: seit der ersten Bayreuther Inszenierung Wolfgang Wagners 1953, und danach über 15 Bayreuther Jahre. In ihrer Interpretation erscheint Ortrud als eine der abgründigsten Rollen der gesamten Opernromantik.

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