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Dirigent David Zinman wird 80 Der Unkonventionelle

David Zinman ist einer der bekanntesten Dirigenten Amerikas. Dort leitete der Schüler von Pierre Monteux zuletzt das Baltimore Symphony Orchestra. Mit knapp 60 startete Zinman in Europa noch einmal so richtig durch und übernahm das traditionsreiche Zürcher Tonhalle-Orchester. Es wurde eine Ära – fast zwanzig Jahre blieb Zinman in der Schweiz. Am 9. Juli feiert der sympathische New Yorker seinen 80. Geburtstag – für BR-KLASSIK gratuliert Fridemann Leipold.

Bildquelle: imago/imagebroker

Porträt

Zum 80. Geburtstag des Dirigenten David Zinman

Mit Beethoven fing die Zürcher Erfolgsstory von David Zinman und dem Tonhalle-Orchester an: So frisch und lebendig klangen Beethovens Symphonien bei einem modernen Orchester schon lange nicht mehr. Nach den originalen Metronom-Angaben Beethovens und einer neuen kritischen Ausgabe eingespielt, wurde die CD-Edition Ende der neunziger Jahre ein Publikumserfolg. Nicht nur deshalb gilt Zinman als unkonventioneller Dirigent: "Zum einen habe ich ein sehr großes Repertoire, zum anderen habe ich einen speziellen Zugang zu Musik", sagt der sympathische New Yorker von sich selbst.

Ich habe einen speziellen Zugang zur Musik.
Dirigent David Zinman

Jedem Komponisten möchte Zinman ein ganz eigenes Profil geben. "Deshalb informiere ich mich sehr gründlich, wie die Musik zu Lebzeiten der Komponisten gespielt wurde, mit welchen Instrumenten – und was das für Menschen waren, was sie wollten." Wenn Zinman also Beethoven einstudiert, interessiert ihn nur, "wie Beethoven zu seiner Zeit gesehen wurde – und nicht, wie wir ihn heute bewerten." Weitere Komponisten-Zyklen folgten in Zürich – und wurden zum Markenzeichen von David Zinman: Die gesamte Symphonik von Schubert, Schumann, Brahms, Mahler und Strauss spielte er mit dem Tonhalle-Orchester ein.

Erwachsene müssen draussen bleiben

Aber Zinman setzte in Zürich auch neue Akzente, um etwa mit "Tonhalle late" ein junges Publikum in die altehrwürdige Konzerthalle zu locken: "Es ist nicht wirklich eine Kombination von Klassik und Disco … Es ist ein Konzert für ein junges Publikum", erklärt Zinman sein Konzept. "Die Idee zu 'Tonhalle late' kam mir, als ich meinen jüngsten Sohn, der damals 16 war, fragte: Hör mal, Du hast Musikunterricht gehabt, Du hast gesungen, Du bist Sänger – Du liebst doch Musik. Warum gehst Du denn niemals in ein Konzert? Er antwortete: Naja, weil meine Freunde nicht hingehen. Ja, aber warum gehen sie nicht ins Konzert? Sie wollen einfach nicht mit ihren Eltern zusammen gesehen werden." So beschloss Zinman, Konzerte ausschließlich für junge Leute zu geben – ohne deren Eltern. "Die Konzerte beginnen um 22 Uhr, also ganz gemäß dem Lifestyle meiner jüngeren Kinder. Danach gibt’s eine Party für sie."

Musik drückt die höchsten Ideale der Menschheit aus.
Dirigent David Zinman

Sogar in die Pop-Charts stieg Zinmans Einspielung der mystischen dritten Symphonie von Henryk Gorecki auf: Auch dank der engelsgleichen Stimme von Dawn Upshaw wurde diese polnische "Symphonie der Klagelieder" 1992 zu einem Sensationserfolg. Für den weltoffenen David Zinman hat Musik eben auch – und darin ist er ganz Amerikaner – eine heilende Kraft. Sie verkörpert für ihn Fluchtpunkt und Aufbruch: "Musik ist eine bessere Welt. Sie drückt die höchsten Ideale der Menschheit aus. Wir können in eine Welt entfliehen, von der die Komponisten geträumt haben – das bringt uns auf eine ganz andere Ebene.“

David Zinman zum 80. Geburtstag - BR-KLASSIK gratuliert

Sonntag, 10. Juli / 10.05-11.55: Symphonische Matinée mit David Zinman am Pult des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks
Montag, 11. Juli / 9.05-11.55: Philharmonie - David Zinman dirigert das Baltimore Symphony Orchestra, das Tonhalle-Orchester Zürich u.a.

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