Eigentlich wollten sie nur wählen, doch jahrelang wurden die Frauen für diesen Wunsch nur ausgelacht. Bis sich schließlich ein Teil der Bewegung Anfang des 20. Jahrhunderts radikalisierte und mit härteren Mitteln für ihr Wahlrecht kämpfte: die Suffragetten.
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Was heute geschah zum Anhören
Die Komponistin Ethel Smyth ist nicht alleine unterwegs. Hundert andere Frauen ziehen am 1. März 1912 neben ihr und der Suffragette Emmeline Pankhurst durch die Straßen von London. Sie halten exakt um halb sechs nachmittags in einer der geschäftigsten Gegenden an, zwischen Piccadilly und Regent Street, ziehen Hämmer und Steine aus ihren Handtaschen und zerlegen damit Schaufenster von Geschäftshäusern sowie die Fenster im Wohnhaus des Premierministers. Die Frauen sind keine zerstörungswütigen Vandalinnen. Sie kämpfen für ihre Stimme, ihr Wahlrecht.
Die Komponistin Ethel Smyth | Bildquelle: picture alliance/United Archives/WHA Die Komponistin Ethel Smyth hatte zwei Jahre zuvor ihren "March of the Women" komponiert. Der wird auf Veranstaltungen für das Frauenwahlrecht gesungen und bald bekannt als Hymne der Suffragetten. Selbst im Londoner Frauengefängnis Holloway, wo Ethel Smyth dann mit den anderen Steinewerferinnen inhaftiert ist, probt die Musikerin mit ihren Verbündeten den Marsch. Der Gefängnisarzt beurteilt die Komponistin als extrem hysterisch und mental instabil. Der britische Dirigent Thomas Beecham hingegen wird bei einem Besuch Zeuge einer hinreißenden Aufführung und großer Gelassenheit der Ethel Smyth.
"Ich kam im Gefängnishof an und fand die edle Gruppe der Märtyrerinnen vor, wie sie dort auf- und abmarschierten und mit Herzenslust ihr Kriegslied 'March of the Women' sangen, während die Komponistin wohlwollend aus einem der oberen Fenster zusah und dazu mit bacchantischer Energie den Takt mit einer Zahnbürste schlug", so der Dirigent Thomas Beecham.
"Leporello" am 9. Mai ab 16:05 Uhr: Kollegengespräch zu Ethel Smyth
"KlassikPlus" am 9. Mai ab 19:05 Uhr: Ethel Smyth in Leipzig
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