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"The March of the Women" von Ethel Smyth Mut, Kampf und Gerechtigkeit!

London, 21. Januar 1911. Das Lied "The march of the women" wird zur Hymne. Ethel Smyth hat das Stück komponiert, nachdem wieder einmal Frauenrechtlerinnen in London verhaftet wurden. Es wird landesweit bekannt, und die Suffragettenbewegung bekommt noch mehr Schwung.

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Der Text spricht von Mut und Kampf und Gerechtigkeit. Die Journalistin und Feministin Cicely Hamilton hat ihn geschrieben, und zwar für die "Women's Social and Political Union", die bekannteste englische Suffragettenbewegung. Sie will Gleichberechtigung, sie will das Wahlrecht für Frauen und setzt dafür auf den zivilen Ungehorsam: bewirft Politiker mit Eiern, zündet Briefkästen an, organisiert Demonstrationen und bricht bewusst Gesetze, um Festnahmen zu erzwingen – und damit große Aufmerksamkeit zu bekommen.

Hymne der Suffragettenbewegung

Als es wegen nicht genehmigter Demonstrationen wieder einmal zu einem solchen Polizeieinsatz kommt, treten die verhafteten Aktivistinnen augenblicklich in Hungerstreik. Die Regierung will auf keinen Fall öffentlichen Aufruhr oder gar einen Flächenbrand, daher lässt sie die geschwächten Frauen nach einigen Tagen oder Wochen frei. Das wird gefeiert: auf der Prachtstrasse Pall Mall in Westminster, wo alle Grundstücke der Krone gehören und es viele altehrwürdige Gentlemen's Clubs gibt. Und als ob es damit noch nicht genug wäre mit der Provokation, wird auch laut gesungen: "The march of the women". Das Lied wird zur Hymne der Suffragettenbewegung.

Geste der Solidarität

Ethel Smyth hat die Hymne komponiert, als Geste der Solidarität: "Ich möchte, dass Frauen sich großen und schwierigen Aufgaben zuwenden. Sie sollen nicht dauernd an der Küste herumlungern, aus Angst davor, in See zu stechen." Dass sie keine Angst hat, das bewies Smyth schon als Studentin: Als der Dirigent Hermann Levi ihr an den Kopf warf, das sei ja ein schönes Stück Musik, das sie ihm da vorgespielt habe, aber nie im Leben hätte er geglaubt, dass es von einer Frau sei – da lächelte sie und erwiderte: "Und Sie werden es auch in einer Woche noch nicht glauben!"

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 8:40 Uhr, um 12:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 21. Januar 2025 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK