Einstiger Bürgerschreck, Provokateur, exzentrischer Musiker, begnadeter Komponist, Rockmusikclown - so recht mag Frank Zappa in keine Schublade passen. Er bewunderte Edgar Varèse und arbeitete mit Pierre Boulez zusammen. Von einem berühmten Dirigenten wurde er besonders gelobt.
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Begonnen hatte alles mit einer Langspielplatte: Auf dem LP-Cover schaut ein Mann im hellen Anzug in die Ferne, buschige Augenbrauen, wildes Haar, dramatisch ausgeleuchtet – wie ein verrückter Wissenschaftler aus einem billigen Gruselstreifen der Fünfziger Jahre. Ein Jahr lang hatte der etwa 13-jährige Frank Zappa nach dieser Schallplatte gesucht. Als er sie endlich hören konnte, war seine Bestimmung gefunden: Er wollte Musiker, nein, er wollte Komponist werden. Inspiriert durch Edgar Varèse.
Das war für mich einfach alles gute Musik.
"Ein ziemlich cooler Typ", so Zappa Jahrzehnte später über das Idol seiner Jugend. Die Platte, die ihn damals so fasziniert hatte, enthielt Aufnahmen von Werken des französischen Komponisten. "Ich hatte ja keine formale Ausbildung. Deswegen hat es für mich keinen Unterschied gemacht, ob ich nun Blues hörte oder ein Vokal-Ensemble oder Werke von Webern, Varèse oder Strawinsky. Das war für mich einfach alles gute Musik."
Noch während seiner Highschool-Zeit, als Teenager also, schrieb Zappa seine ersten Orchesterwerke. Auch später, als er mit seiner Band "The Mothers of Invention" die Rockmusik revolutionierte, beschäftigte er sich mit den Kompositionsmethoden der klassischen Moderne – und übernahm diese in seine komplett durchkomponierten und -arrangierten Bühnenshows. "Mein ganzes Œuvre ist im Grunde eine einzige Komposition. Ich veröffentliche die einzelnen Teile halt auf Platten. Aber es ist gut möglich, dass ein ganz frühes Thema später wieder auftauchen kann, wieso auch nicht."
Mein ganzes Œuvre ist im Grunde eine einzige Komposition.
Mehrfach arbeitete Zappa mit berühmten Orchestern und Dirigenten, mit Pierre Boulez und dessen Ensemble Intercontemporain etwa. Ein Jahr vor Zappas Tod führte das Frankfurter Ensemble Modern mehrere Werke Zappas auf. Der schon stark vom Krebs gezeichnete Komponist dirigierte dabei selbst zwei Werke. Nach dem Konzert in der Alten Oper Frankfurt wurde er zwanzig Minuten lang vom Publikum gefeiert.
Er ist ein Genie – und das ist ein Wort, das ich nicht oft verwende.
Frank Zappa und Edgar Varèse sind sich übrigens nie begegnet. Zu seinem 15. Geburtstag durfte Zappa bei Varèse in New York anrufen, aber der war nicht zuhause, deswegen plauderte der Junge mit dessen Frau. Varèse bedankte sich mit einem Brief, den Zappa bis zu seinem Tod aufbewahrte.
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