Berlin, 12. August 1935: Der Opernregisseur Harry Kupfer wird geboren. Sein Name ist mit der Komischen Oper Berlin aufs engste verbunden. Doch bis Harry Kupfer in seiner Geburtsstadt Berlin fest engagiert ist, hat er einen über 20 Jahre währenden Lernweg zu beschreiten: Von der Pike auf also.
Bildquelle: picture alliance/dpa | Soeren Stache
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Nach dem Studium in Leipzig geht Kupfer an die Opernhäuser in Halle, Stralsund, Chemnitz (damals Karl-Marx-Stadt), Weimar, Dresden, bis er 1981 schließlich als Chefregisseur an die Komische Oper Berlin berufen wird. Kupfer steht in der Tradition von Walter Felsenstein und schaut genau hin, wenn es darum geht, Musiktheater auf die Bühne zu bringen. Über die vielen Jahre hinweg, die der Regisseur Erfahrung gesammelt hat, ist auch eine Haltung entstanden: "Ich würde sagen, man muss das sehr differenziert sehen."
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Harry Kupfer probt "Don Giovanni" (Berlin 1987)
Die Zeit ist günstig für auch internationale Auftritte von privilegierten Künstlern der DDR. Harry Kupfer inszeniert unter anderem in Amsterdam, London, Salzburg, Moskau, auch in Westdeutschland. Bei den Bayreuther Festspielen kommt 1978 sein "Fliegender Holländer" heraus, zehn Jahre später zeichnet er verantwortlich für den gesamten "Ring des Nibelungen". Am Pult steht Daniel Barenboim. Auch an dieser Produktion zeigt sich, wie tief Harry Kupfer in die Partitur zu blicken vermag, wie sehr er die Figuren, ihren Charakter, ihre Konstellationen aus dem Zusammenspiel von Text und Musik und auch aus den Widersprüchen heraus versteht.
"Das muss man entschlüsseln, dann bekommt man zumindest einen Hinweis darauf, wie der Komponist gedacht hat, wie der Charakter sich äußert", sagt Kupfer. "Das ist hilfreich. Ich muss auf Spurensuche gehen. Aber das muss ich eigentlich bei jeder Partitur, die diese Qualität hat – wo man sagt: Die Musik deutet einen Text und eine Geschichte, erzählt sie, auf welche Weise auch immer. Da gibt es Unterschiede, und die muss man herausfinden."
Harry Kupfer ist auch deshalb ein prägender Regisseur geworden, weil er die MUSIK analysieren, begreifen und von dort aus auf der Bühne gestalten konnte.
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Sendung: "Allegro" am 06. August 2021 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK