Sie hat etwas von einer Blume - ihre Natürlichkeit, ihre frische Anmut, ihre mädchenhafte Leichtigkeit. Wie eine Blüte bezaubert Jacqueline du Pré: zart und eigenwillig wie eine Clematis, kraftstrotzend wie ein Löwenzahn, edel wie eine Rose. Englands größtes Cello-Talent ist eine Frau.
Bildquelle: EMI
Erst nachdem Jacqueline du Pré mit Edward Elgars Cellokonzert debütiert hat und es mit Sir John Barbirolli als Dirigenten eingespielt hat, wird es ein Repertoirewerk. Zugleich ist die Cellistin durch diese Einspielung weltberühmt geworden. Sie ist noch heute die Referenzaufnahme.
Rückblick: Die Uraufführung von Elgars Cellokonzert mit dem Cellisten Felix Salmond ist 1919 eine Katastrophe. Elgar bekommt nicht genug Probenzeit mit dem London Symphony Orchestra zugestanden. Einige Kritiker hören dennoch aus dem beklagenswert agierenden Orchester das Besondere der Komposition heraus: ansprechende Einfachheit, tiefe Weisheit in besinnlicher, elegischer Musik.
Komponiert hatte Elgar diese Musik am Ende des Ersten Weltkrieges: Er ist vom Krieg erschüttert, mit dem Altern konfrontiert, zudem gequält von der Angst um seine kranke Ehefrau Alice. Ihr Tod 1920 lässt ihn als Komponisten verstummen. So ist das Cellokonzert sein letztes größeres Werk, durchzogen von Trauer und Melancholie.
Von Elgars ansonsten so stolzen, imperialen Klängen ist hier nichts mehr vorhanden. Krankheit und Krieg haben seine Musik berührbarer, zerbrechlicher gemacht. Und vielleicht ist auch das Publikum erst weit nach den beiden Weltkriegen bereit, diese Trauer bereitwillig anzuhören - vor allem in Jacqueline du Prés Art, sie allen nahezubringen.
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