Alès, Südfrankfreich, 21. Mai 1933: Maurice André wird geboren. Aus den Tiefen eines Bergwerks führte ihn sein ungewöhnlicher Weg in die renommiertesten Konzertsäle der Welt. Maurice André war ein Kind kleiner Leute.
Bildquelle: picture alliance / dpa | Alexis Béthune
Der Beitrag zum Anhören
Mit 14 Jahren, so erinnerte sich André, begann er eine Ausbildung als Bergmann. Sein Vater, ein begeisterter Amateur-Trompeter und Musikliebhaber, hatte 44 Jahre im Bergwerk gearbeitet. Einen sehr guten Lehrer habe sein Vater für ihn gefunden – und schon bald habe sich herausgestellt, dass der kleine Maurice ungewöhnlich begabt sein müsse.
Am Pariser Conservatoire, wo er studieren durfte, bekam André die ersten seiner zahlreichen Auszeichnungen. Solotrompeter war er unter anderem an der Pariser Opéra-Comique. Doch nach dem ersten Preis beim ARD-Musikwettbewerb in München 1963 trat die Solistenkarriere mehr und mehr in den Vordergrund.
Hier in München, so erinnerte er sich dankbar, habe eigentlich alles begonnen – dem Münchner Publikum blieb er besonders verbunden. Der Dirigent Karl Richter holte den jungen Franzosen regelmäßig an die Isar und nahm für die Deutsche Grammophon mit ihm auf. Der Erfolg war beispiellos: Mehr als 15 Millionen Platten hat Maurice André verkauft, mehr als 250 hat er eingespielt. Kein Wunder, dass ihm das Originalrepertoire nicht ausreichte. André bearbeitete Oboen-, Flöten- und Violinkonzerte – und machte die Kombination Trompete und Orgel überaus populär. Seine wichtigste Begleiterin war die Münchner Organistin Hedwig Bilgram.
YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.
Maurice Andre - Haydn trumpet concerto allegro
Eine Anregung zu dieser Kombination seien bildliche Darstellungen aus dem Mittelalter gewesen – sie klinge ganz wunderbar und erfreue Menschen in der ganzen Welt, so André, auch wenn er von Puristen kritisiert worden sei. Kritisiert wurde auch, dass André häufig die Piccolotrompete für Barockmusik einsetzte, was nicht historisch ist. Doch André erwiderte auf solche Einwände bloß, er sei eben Trompeter, kein Musikwissenschaftler. Und das war er – ein Vollblutmusiker, der aus dem Augenblick heraus lustvoll gestaltete, sein Publikum begeisterte und für sein Instrument auch zahlreiche neue Werke aus der Taufe hob, worauf er besonders stolz war. Zu Recht.
Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.
Sendung: "Allegro" am 20. Mai 2021 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK