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Komponist Pierre Henry ist tot Rock und Alltagsgeräusche

Der französische Komponist Pierre Henry ist in der Nacht zum 6. Juli in Paris gestorben. Er wurde 89 Jahre alt. Als einer der ersten Tonsetzer beschäftigte er sich mit rein elektronischer Musik. Gemeinsam mit Karlheinz Stockhausen gilt er als "Vater des Techno".

Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Gespräch zum Tod von Pierre Henry

Pierre Henry wurde am 9. Dezember 1927 in Paris geboren. Zu seinen Kompositionslehrern am dortigen Konservatorium zählten Nadia Boulanger und Olivier Messiaen. Nach seinem Studium arbeitete er für einige Zeit in einem "Club d'essai" genannten Kulturprogramm des RTF (Radiodiffusion-Télévision Française), das Experimente mit neuen Rundfunkformaten ausdrücklich förderte. Dort lernte er den 17 Jahre älteren Pierre Schaeffer kennen, der dabei war, eine Musik auf der Basis vorab aufgenommener Klänge zu entwickeln, die Alltagsgeräusche ausdrücklich mit einschloss.

Befreiung der Klänge

Das deckte sich mit der Vision Henrys, der nach seinem Studium gefordert hatte, "die Musik zu zerstören" - was natürlich ebeno wenig wörtlich genommen werden sollte wie die Forderung seines Landsmanns Pierre Boulez, die Opernhäuser in die Luft zu sprengen. Aber Henry und Schaeffer wollten eine im wahrsten Sinne des Wortes Neue Musik - allein auf der Basis von Klang-Collagen. Gemeinsam schufen sie die "Symphonie pour un homme seul" - ein Werk ohne Partitur und ohne Intrumentalisten - übertragen von Schallplatten. Die Uraufführung im  März 1950 gilt als die Geburtsstunde der "Musique concrète" ("Konkrete Musik"), die wiederum die Entwicklung der elektronischen Musik entscheidend beeinflusste.

Begegnungen mit Pop und Rock

Henrys bekanntestes Werk war die "Messe pour le temps présent" aus dem Jahr 1967, in der er erstmals auch die Rockmusik in sein musikalisches Spektrum mit einbezog. Die aus der Messe ausgekoppelte Nummer "Psyché Rock" machte Henrys Namen einem breiten Publikum bekannt. Später wurde "Psyché Rock" anlässlich eines Albums zu Henrys 60. Geburtstag von dem DJ Fatboy Slim geremixt. Überhaupt genoss Henry den Respekt vieler Musiker aus dem Bereich der elektronischen Popmusik und er arbeitete auch selbst grenzüberschreitend, etwa 1969 mit der Band Spooky Toth für das Album "Ceremony". Für Jean-Michel Jarre beispielsweise war Henry einer der "großen Klang-Wegbereiter des 20. Jahrhunderts". Den Ehrentitel "Vater des Techno" lehnte er allerdings stets dankend ab.

Sendung: "Leporello" am 07. Juli 2017, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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