BR-KLASSIK

Auf Tonträgern war die Musik des Minimal-Pioniers Steve Reich schon immer gut repräsentiert. Die Anfang der Siebzigerjahre veröffentlichte LP-Box mit "Drumming" erlangte geradezu Kultstatus, ebenso "Music for 18 Musicians" und andere Kompositionen des Meisters. Zum 80. Geburtstag des Komponisten stellt BR-KLASSIK drei CD-Neuveröffentlichungen mit seiner Musik vor. Rares und Unerwartetes findet sich da ebenso wie legendäre Klassiker.

Steve Reich Meets Radiohead

Lange Zeit waren die Werke Steve Reichs vorwiegened in Interpretationen seines eigenen Ensembles greifbar. Erst in letzter Zeit widmen sich auch andere Formationen den vor allem rhythmisch hochanspruchsvollen Werken. Dazu zählt das New Yorker Ensemble Signal unter seinem Künstlerischen Leiter Brad Lubman. Die Musiker erhielten für ihre Interpretation der "Music for 18 Musicians" höchstes Lob vom Komponisten persönlich. Auf ihrer 2016 erschienenen aktuellen CD nerhmen sie sich zwei relativ neue Reich-Kompositionen vor: das "Double Sextet" von 2007 und "Radio Rewrite", entstanden 2013. Im letztgenannten Stück beschäftigt sich Reich, der nie künstlerische Scheuklappen getragen hat, mit der Musik der experimentellen Rockband Radiohead. Deren Gitarrist Jonny Greenwood ist bekennender Reich-Fan, hat Reichs "Electric Counterpoint" aufgeführt und auf CD eingespielt. Doch bei "Radio Rewrite" handelt es sich nichtsdestoweniger um echten Steve Reich. Lediglich einige Harmoniefolgen erinnern an die verwendeten Radiohead-Songs. BR-KLASSIK-Redakteurin Kristin Amme zeigt sich in ihrem CD-Tipp begeistert von dem Album.

Steve Reich als Orchesterkomponist

In der Saison 2013/2014 war Steve Reich Composer in Residence beim Leipziger MDR Sinfonieorchester. Während dieser Zeit führte das Orchester unter Leitung von Kristjan Järvi einige von Reichs größten und bekanntesten Kompositionen auf - aber auch die eine oder andere Rarität: zum Beispiel die frühe "Clapping Music", in der Reich und Järvi als händeklatschendes Duo zusammenfinden. Oder "Duet" für zwei Violinen und Streicher, entanden zum 80. Geburtstag Yehudi Menuhins - ein lediglich fünf Minuten dauerndes, eingängiges Stück, das Reich von einer unerwartet milden Seite zeigt: "Reich light" sozusagen. "The Four Sections" entand für das San Francisco Symphony Orchestra und ist eine der wenigen reinen Orchesterkompositionen Reichs. Diese drei Werke sind auf dem neu erschienenen Doppelalbum ebenso vertreten wie zwei Kompositionen, die während Steve Reichs Zeit in Leipzig zur Uraufführung gelangten: die beiden Variationszyklen "You Are Variations" und "Daniel Variations" in Versionen für Chor und großes Orchester. Reich nannte sie "zwei der besten Werke, die ich je komponiert habe".

Steve Reich bei ECM

In den Siebzigerjahren, nachdem Steve Reich spätestens durch "Drumming" mehr als nur einem kleinen Expertenkreis bekannt geworden war, erschienen beim Münchner Label ECM drei Platten mit Werken Reichs, die über alle Genregrenzen hinweg großen Einfluss ausüben und Berühmtheit erlangen sollten. Dies gilt besonders für die 1976 vollendete "Music for 18 Musicians" mit ihren irisierenden, vor nervöser Aktivität geradezu berstenden rhythmischen Patterns. Müsste man ein "Hauptwerk" der Minimal Music benennen - hier ist es. In seinen beiden später entstandenen kürzeren, aber nicht minder elektrisierenden Kompositionen "Music for a Large Ensemble" und "Octet" führt Reich den eingeschlagenen Weg fort, während er in "Tehillim" für Stimmen und Ensemble erstmals seine jüdische Herkunft musikalisch thematisiert. Alle drei Alben sind jetzt von ECM in einer CD-Box wiederveröffentlicht worden. Ein absoluter Klassiker!