Der große Durchbruch gelang dem dänischen Komponisten Niels Wilhelm Gade mit seinem Opus 1, der Ouvertüre "Efterklange af Ossian", mit dem er auch den "nordischen Ton" nach Mitteleuropa brachte. Während er zu Lebzeiten zu den meistgespielten Komponisten gehörte, geriet Gade später in Vergessenheit. Wir erinnern an seinen 200. Geburtstag.
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Mit kaum einem anderen Komponisten verbindet man mehr den "nordischen Ton" mit seinen milden, im Nebel verschwimmenden Klangfarben und den fließenden volksliedhaften Melodien. Bereits in jungen Jahren schlägt Niels Wilhelm Gade den Weg in eine neue ästhetische Richtung ein - inspiriert von der kalten, wilden Landschaft Skandinaviens.
Ich fühle nun erst mein eigenes Ich. Mein ganzes inneres Leben bereitet sich vor für eine geistige Wiedergeburt.
Bildquelle: picture-alliance / Mary Evans Picture Library Es ist die düstere nordische Sagenwelt, die Gade fasziniert: Geschichten aus längst vergessenen Zeiten, Gedichte und Balladen, mythische Figuren wie der keltische Barde Ossian, König Fingal oder die Zauberin Arminia, die mit ihren Sirenen die Kreuzfahrer zu verführen versucht. Oder auch die Tochter des Erlkönigs und ihr betörender und zugleich tödlicher Elfenzauber. Im Mondschein bezirzt sie den jungen Oluf, der am Abend vor seiner Hochzeit von Sehnsucht getrieben auf die Erlenhöhe reitet - und damit in sein Verderben. Mit Seuche und Krankheit geschlagen entkommt er dem geisterhaften Spiel, um bei Sonnenaufgang tot aus dem Sattel zu sinken. In schillernden Farben und mit meisterhafter Instrumentation haucht Gade seinen Figuren Leben ein.
Schon früh werden auch Felix Mendelssohn und Robert Schumann auf den jungen Dänen aufmerksam und erkennen sein außergewöhnliches Talent.
Gade ist der genialste unter den jüngeren Musikern.
Ein paar Jahre verbringt Gade bei ihnen in Leipzig, wo er sich musikalisch von seinen Freunden beeinflussen lässt. Neue Farben mischen sich in seine nordische Klangwelt. Im Alter wird Gade als Komponist zunehmend selbstkritischer. Ob ihm bewusst ist, wie sehr er mit seiner Musik die Klangästhetik - nicht nur Dänemarks - verändern soll? Eine Musik, die mit ihren hellen, milden Tonfärbungen und dem markanten Streicherklang eine Phantasiewelt heraufbeschwört, in der dämonische Naturwesen und geheimnisvolle Geisterchöre Zuhause sind.
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