"Ja, ein Schachspiel wird das in der Tat, wie man's hier noch nie gesehen hat", so singt der Chor in Richard Genées Operette "Der Seekadett". Und tatsächlich: Lebendschach auf der Operettenbühne - das war etwas völlig Neues.
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Beim Lebendschach werden keine Figuren auf einem Schachbrett rumgeschoben - beim Lebendschach stehen Menschen als Schachfiguren verkleidet auf einem überdimensionalen, auf den Boden gemalten Schachbrett. Jeder zieht dabei von Feld zu Feld, genau wie eine Schachfigur. Natürlich muss man vorher vereinbaren, welche Züge gespielt werden sollen. Lebendschach ist mehr eine Art "langsames Ballett" als ein Spiel. Auf der Operettenbühne ist allerdings alles anders, da wird wirklich gespielt.
Die Lebendschachpartie im zweiten Akt war dem Komponisten Richard Genée und dem Librettisten Camillo Walzel von der "Wiener Schachzeitung" zur Verfügung gestellt worden: Eine der spektakulärsten Kurzpartien überhaupt, das berühmte "Legall-Matt". Legall de Kermeur, französischer Schachspieler des 18. Jahrhunderts, hatte diese "Eröffnungsfalle" erfunden, in der der Gegner, kaum dass das Spiel angefangen hat, in wenigen Zügen schon schachmatt ist.
Die Titelpartie in Genées Operette kennt diese Falle auch. Fanchette ist eine Hosenrolle, sie stellt - als Matrose verkleidet - ihrem Liebsten nach. Der ist Seemann geworden und momentan mit der Königin von Portugal liiert. Und im zweiten Akt der Operette spielt die Königin gegen ihn Schach - auf dem Gelände der Marineschule, mit Matrosen als Spielfiguren. Die Königin spielt nicht besonders gut. Und als sie zu verlieren droht, greift der Seekadett Fanchette ins Spiel ein. Legt die Legall-Falle aus, der Gegner tappt hinein und ist prompt schachmatt.
Am 24. Oktober 1876 hatte Genées Operette "Der Seekadett" - im Theater an der Wien Premiere. Die Lebendschachpartie war die Sensation - bei Operetten- und bei Schach-Fans. Und die berühmte Eröffnungsfalle des Legall de Kermeur wird seither von deutschsprachigen Spielern nur noch das "Seekadettenmatt" genannt.
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