Das von Johann Georg Staufer 1823 erfundene Instrument "Arpeggione" wurde seinerzeit auch "Bogen-Gitarre", "Guitarre-Violoncell" oder "Guitarre d’amour" genannt. Wahrscheinlich wäre dieser "Zwitter" längst vergessen, hätte nicht Franz Schubert eine Sonate für den Arpeggione komponiert.
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Das starke Stück
Schubert - Arpeggione-Sonate
"Ich habe die Arpeggione Sonate sehr früh gespielt. Eigentlich konnte ich sie da noch nicht wirklich spielen. Ich hatte sie von anderen Schülern gehört oder auf Aufnahmen und ich mochte ganz besonders das erste Thema." (Antoine Tamestit)
Der französische Bratschist Antoine Tamestit | Bildquelle: Eric Larrayadieu
Der Musiker Vincenz Schuster war einer der wenigen begeisterten Spieler des Arpeggione: klanglich laut Zeitgenossen in der Höhe einer Oboe ähnlich und in der Tiefe einem Bassetthorn. Schuster war es wahrscheinlich auch, der Schubert 1824 um eine Sonate für den Arpeggione bat. Mit Schubert am Klavier hat er das Werk dann Ende desselben Jahres uraufgeführt. Und dennoch nicht den Untergang des Arpeggione verhindern können. Cellisten wie Bratscher freuen sich aber bis heute, dass Schuberts Sonate ihr Repertoire bereichert.
"Ich glaube, man merkt, dass es nicht für Viola geschrieben ist, weil die Viola leider nicht genau den gleichen Tonumfang hat wie der Arpeggione. Unter diesem Aspekt ist eine Version für Cello vielleicht überzeugender. Andererseits scheint die Klangfarbe des Arpeggione der Viola näher gewesen zu sein. Das spricht für eine Viola Version der Sonate." (Antoine Tamestit)
Elegisch das erste, verspielt-virtuos das zweite Thema des ersten Satzes. Ausgesprochen lyrisch geht es im zweiten Satz weiter.
Der zweite Satz ist genau wie ein Lied geschrieben: keine Virtuosität, alles sehr sanglich.
Franz Schubert | Bildquelle: Wikimedia Commons
"Ich fühle mich als den unglücklichsten, elendsten Menschen auf der Welt" - schrieb Schubert noch im März 1824 an seinen Freund Leopold Kupelwieser. Den Sommer verbrachte der Komponist dann im ungarischen Zseliz bei Graf Esterházy und dessen Familie. Beschwingt kehrte er nach Wien zurück: "Schubert ist hier, gesund und himmlisch leichtsinnig, neu verjüngt durch Wonne und Schmerzen und heiteres Leben,“ berichtete Moritz von Schwind.
Ein wechselvolles Jahr, an dessen Ende Schubert im November seine Arpeggione-Sonate komponierte: durchzogen von Licht und Schatten, von Heiterkeit und Melancholie.
Schwungvoll, tänzerisch, virtuos, abwechslungsreich: das rondoartige Allegretto, das Schuberts Sonate beschließt.
"Hier wird es sehr interessant, ziemlich volkstümlich: Er hat wieder ein sehr sangliches Thema komponiert, aber auch wie eine Drehleier, also mit Akzenten in jedem Takt. Man fühlt, dass jetzt etwas Volkstümliches anfängt." (Antoine Tamestit)
Seit seiner frühen Jugend empfindet der Bratscher Antoine Tamestit eine ganz besondere Liebe zu Schuberts Arpeggione-Sonate: immer wieder hat er das Werk mit verschiedenen Professoren studiert, neue Aspekte entdeckt, es wieder und wieder geübt und im Konzert gespielt.
Franz Schubert: Sonate in a-Moll für Arpeggione und Klavier D 821
Antoine Tamestit, Viola
Markus Hadulla, Klavier
Label: Naïve