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Johannes Brahms Sonate e-Moll für Cello und Klavier, Op. 38, Nr. 1

Mit 19 verliebt sich Johannes Brahms in Clara Schumann. Er - ein junger, mitteloser Komponist, sie - eine gefeierte Pianistin, Frau von Robert Schumann, Mutter von sieben Kindern. Eine Liebesgeschichte, über die viel gerätselt worden ist, weil beide fast alle Spuren vernichtet haben.

Bildquelle: Gemälde von Carl Jagemann (nach einer Photographie von 1866)

Das starke Stück

Brahms, Sonate für Cello und Klavier Op. 38 Nr. 1

Musik, die nach Herbst klingt: eine schwermütige Sonate in e-Moll für Cello und Klavier. Johannes Brahms ist 29 Jahre alt, als er die ersten beiden Sätze in der Sommerfrische in Baden-Baden schreibt. Ein Norddeutscher in Europas mondänem Badeort. Die Vermieterin wundert sich über den jungen Mann: buntes Hemd ohne Kragen, schwarze Alpaka-Jacke, viel zu kurze Hosen.

Clara Schumann hat ihn hergelockt, seitdem sie ihre Sommer hier verbringt. Brahms bezieht ganz in ihrer Nähe zwei Zimmer unter dem Giebeldach eines kleinen Hauses in Lichtenthal. Clara findet diesen Zufall sonderbar. Brahms ist enttäuscht. Er hat das Gefühl, Clara interessiere sich zu wenig für seine Musik. Sie trinken miteinander Kaffee, musizieren, essen Abendbrot. Er tollt mit den Kindern.

Widmung an Josef Gänsbacher

Alban Gerhardt | Bildquelle: Sim Canetty-Clarke / Hyperion Records Der Cellist Alban Gerhardt | Bildquelle: Sim Canetty-Clarke / Hyperion Records Brahms widmet seine sommerliche Herbstmusik einem promovierten Juristen. Josef Gänsbacher, der seiner Berufung gefolgt war, um Professor für Gesang in Wien zu werden. Er hatte sich das Stück gewünscht und lange darauf gewartet. 1865 - im dritten Sommer in Baden-Baden - wird die Sonate im Freundeskreis endlich aufgeführt. Brahms begleitet Gänsbacher und spielt zu laut. Der Komponist ist enttäuscht von den Cellokünsten des Laien. Der Widmungsträger ist verstimmt und beschwert sich, er sei nicht zu hören. "Glücklicherweise!" soll Brahms missmutig gegrummelt haben und musiziert weiter, ohne sich um den Professor zu scheren.

Der veschollene Satz

Der ursprünglich zweite, langsame Satz der Sonate ist verschollen: Brahms hat ihn vernichtet. Schwärmerische Variationen über ein Thema, vielleicht über Clara. Sie bittet ihn, alle vier Sätze hören zu dürfen, doch der Komponist verweigert sich. Die Sonate erscheint auf diese Weise - unvollendet.

Musik-Info

Johannes Brahms
Sonate für Violoncello und Klavier Nr. 1 e-Moll, op. 38

Alban Gerhardt (Violoncello)
Markus Groh (Klavier)

HARMONIA MUNDI FRANCE

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