57 Jahre alt musste Johannes Brahms werden, um erstmals explizit für die Klarinette zu komponieren. Doch dann schrieb er in wenigen Jahren gleich vier Werke: Ein Klarinettenquintett, zwei Klarinettensonaten, und - als erstes dieser Serie - das Trio für Klavier, Klarinette und Violoncello in a-moll op. 114.
Bildquelle: Gemälde von Carl Jagemann (nach einer Photographie von 1866)
Das starke Stück
Klarinettentrio von Johannes Brahms
Ein nackter Beginn: Das Cello singt, als ob es schon immer gesungen hätte, selbstvergessen, eine schlichte Dreiklangsmelodie - und die Klarinette fällt ein, wie nebenbei. So komponiert jemand, der sich nichts mehr beweisen muss.
Im Jahr 1891, da war Brahms 57, hatte er eigentlich mit dem Komponieren schon abgeschlossen. Sein Streichquintett op. 111 von 1890 sei sein letztes Werk, hatte er angekündigt. Doch dann hörte er in Meiningen den Klarinettisten Richard Mühlfeld. Sein Spiel, sein weicher gesanglicher Ton müssen Brahms unglaublich beeindruckt haben: Noch im selben Sommer schrieb er für Mühlfeld das Klarinettentrio a-Moll, kurz darauf das Klarinettenquintett, wenig später noch zwei Klarinettensonaten.
Alles hängt mit allem zusammen im Klarinettentrio op. 114. Die ungarisch angehauchte Melodie im vierten Satz ist aus dem Thema des ersten Satzes entwickelt, jener schlichten Dreiklangsmelodik, mit der das Cello beginnt - und aus diesem Thema lassen sich auch viele andere Motive ableiten. "Entwickelnde Variation" nennen Analytiker diese Brahms-Technik - aus einem Thema und seiner Begleitung, Schritt für Schritt das ganze Gewebe eines Stückes zu entwickeln. Noch Arnold Schönberg hat später daraus für seine Zwölftontechnik gelernt.
Johannes Brahms: Klarinettentrio op. 114
Jörg Widmann (Klarinette)
Jan Vogler (Violoncello)
Ewa Kupiec (Klavier)
Label: edel CLASSICS