Mit seinem Ersten Klavierkonzert war Brahms im Alter von 25 Jahren noch entschieden durchgefallen. Denn das Publikum erwartete vor allem wirkungsvolle Zirkusnummern und pianistische Bravour. Brahms bot stattdessen ein Konzert aus dem strengen Geist der großen Symphonie. Auch in seinem Zweiten Konzert blieb sich Brahms darin absolut treu doch diesmal war das Publikum hin und weg vor Begeisterung.
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Das starke Stück
Brahms - Klavierkonzert Nr. 2
Das lag zum einen schlicht daran, dass Brahms mittlerweile, im Jahr 1881, weltberühmt war. Man wusste eben, dass man von diesem Meister kein kompositorisches fast food zu erwarten hatte, sondern reiche und dichte Musik, emotional packend, aber nicht auf äußere Wirkung berechnet.
Der andere Grund für den großen Erfolg des 2. Klavierkonzerts war die neue Rollo des Solisten: Er wird zur Schaltzentrale, ist fast immer aktiv, gibt die Impulse, dialogisiert und treibt das Geschehen voran. So steht gleich am Beginn ein romantisches Hornsolo, aus dem sich eine ausgedehnte Klavierkadenz entwickelt. Dann erst antwortet das ganze Orchester.
Maurizio Pollini | Bildquelle: Cosimo Filippini
Auch der langsame Satz ist über weite Strecken eigentlich intime Kammermusik. Ein Solocello wird zum Partner des Klaviers - und in den Klarinetten zitiert Brahms aus seinem Lied "Todessehnen" den Vers: Hör es, Vater in der Höhe, aus der Fremde fleht dein Kind.
"Ich liebe diese sehr persönliche musikalische Sprache von Brahms. Die dicht gefügte Struktur und die großartige Form, an die muss gar nicht so stark denken beim Spielen. Das hat Brahms ohnehin schon alles ganz wunderbar geregelt. Aber entscheidend ist, wie stark uns diese Musik emotional bewegt." (Maurizio Pollini, Pianist)
Man kann nur staunen, dass man noch immer auf das hartnäckige Vorurteil stößt, Brahms sei ein kühler Klassizist gewesen. Sicher, seine formale Meisterschaft wird von keinem anderen Romantiker übertroffen - aber das bedeutet ja noch lange nicht, dass es deswegen weniger Raum für Gefühle gäbe in seiner Musik.
Johannes Brahms - Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 B-Dur op. 83
Maurizio Pollini, Klavier
Berliner Philharmoniker
Leitung: Claudio Abbado
Label: Deutsche Grammophon